TV-Tipp: "Inga Lindström: Alle lieben Elin"

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18. Oktober, ZDF, 20:15 Uhr
TV-Tipp: "Inga Lindström: Alle lieben Elin"
Die leidenschaftliche Krankenschwester Elin verliert durch ihr loses Mundwerk ihren Job in einer Klinik in Stockholm. Sie wagt einen Neuanfang als Pflegerin, doch der pensionierte Landarzt ist ein ziemlicher Griesgram.

Wenn eine filmische Pflegeperson einem Mann im Rollstuhl neuen Lebensmut vermittelt, drängen sich unwillkürlich Assoziationen zum französischen Kinoerfolg "Ziemlich beste Freunde" auf, aber "Alle lieben Elin" ähnelt eher den ARD-Freitagsfilmen "Der Kotzbrocken" und "Sturköpfe" (beide 2015): Hier wie dort kümmern sich Frauen mit ausdrücklich positiver Lebenseinstellung um verbitterte Männer.

Die Parallelen zwischen dem "Inga Lindström"-Film (eine Wiederholung aus dem Jahr 2016) und "Sturköpfe" sind besonders offenkundig: In beiden Fällen sind die Frauen vergleichsweise jung und ihre Patienten kultivierte ältere Herren, die nach einem Schicksalsschlag zum Griesgram geworden sind. Im Unterschied zur Pflegerin in "Sturköpfe" setzt die Titelheldin der "Lindström"-Geschichte nicht auf Sturheit, sondern auf ihren Charme.

Die Stockholmer Krankenschwester Elin (Susan Hoecke) verfügt dank ihrer ansteckenden Lebensfreude über die wunderbare Gabe, den Menschen in ihrer Umgebung Zuversicht und Selbstgewissheit zu vermitteln. Allerdings hat sie auch einen kleinen Makel: Sie ist chronisch impulsiv. Oder anders gesagt: Sie kann einfach nicht die Klappe halten, was ihr immer wieder Ärger einbringt; vor allem mit Vorgesetzten.

Als sie wieder mal einen Job im Krankenhaus verliert und ihr Freund Per (Aleksandar Radenkovic) ihr statt des erhofften Antrags die Trennung verkündet, nimmt sie das Angebot an, sich um Ingmar Andersson (Friedrich von Thun) zu kümmern. Der Kleinstadtarzt im Ruhestand leidet unter einem rätselhaften Nervenleiden in den Beinen, seit seine Frau vor zwei Jahren an Krebs gestorben ist. Richtig nett, verrät ihr sein Sohn Claas (Christoph Mory), der Praxis des Vaters übernommen hat, sei der Alte zwar nie gewesen, aber seither habe er nur noch schlechte Laune.

An Elin prallt Ingmars negative Ausstrahlung jedoch einfach ab. Unbekümmert erträgt sie seine wunderlichen Sonderwünsche, bringt ihn dazu, seinen Beinen wieder zu vertrauen, und sorgt sogar dafür, dass die Beziehungen zu seinen beiden Söhnen wieder ins Lot kommen. Ingmar erkennt Elins medizinisches Talent und überredet sie, sich zum Aufnahmetest für ein Studium anzumelden. Als er rausfindet, dass sie Claas darin bestärkt hat, sein Lebensziel als Kardiologe in Stockholm zu verwirklichen, fühlt er sich hintergangen, zumal ihm gar nicht behagt, dass sich sein Sohn Jörn (Nico Rogner) in sie verliebt hat.

Das Drehbuch zu "Alle lieben Elin" stammt von Kirsten Peters, die sich für ihre Heldin viele hübsche Szenen und clevere Dialoge ausgedacht hat. Leider enthält die Geschichte auch einige typische Versatzstücke: Kaum hat Elin Jörns Werben nachgegeben, erscheint der reumütige Per, um sie zurückzuerobern; ein Motiv, dass in Filmen dieser Art offenbar unverzichtbar ist, wenn sie mit einer Trennung beginnen.

Und selbstredend taucht auch der Mann, dem sie anfangs in Stockholm mit dem Rad ins Auto kracht (ein für diesen Sendeplatz geradezu spektakulärer Stunt) später wieder auf: Es ist niemand anders als Jörn, aus Sicht seines Vaters das schwarze Schaf der Familie, weil er seine musikalische Begabung ans Komponieren von Popsongs für den schwedischen Star Finya (Anna Rot) verschwendet. Natürlich ertappt Elin ihn in einer scheinbar eindeutigen Situation mit der schönen Sängerin; dabei will Finya bloß nicht einsehen, dass ihre Dienste als erotische Muse nicht länger gefragt sind.

Trotzdem ist es schließlich die Musik, die zum Happy End führt. Es bleibt zwar ein Rätsel, wie es dem jungen Mann gelingt, ohne Mikro und Lautsprecher halb Stockholm zu beschallen, aber der Romantik der Szene tut das keinen Abbruch. 
Da Jörn exakt den Schmusepop produziert, auf den Liebesgeschichten gern zurückgreifen, um Emotionen zu wecken, spart die Produktion sogar die ansonsten fälligen Tantiemen. Ulli Baumann verzichtet bei seiner Umsetzung ebenfalls auf eine allzu penetrante Orientierung am üblichen "Herzkino"-Stil.

Natürlich gibt es viel Wasser und Sonne, aber in erster Linie sorgt der Regisseur dafür, dass zwar nicht extravagant, aber stets interessant und individuell gekleidete Hauptdarstellerin möglichst gut zur Geltung kommt. Während die männlichen Mitwirkenden mit Ausnahme Friedrich von Thuns keinen bleibenden Eindruck hinterlassen, ist Susan Hoecke ("Sturm der Liebe"), in der Comedyserie "Sekretärinnen" (RTL) noch ein überzeugendes Biest, eine gute Besetzung für die schöne Rolle der attraktiven quirligen Elin, die zwar auch mal Selbstzweifel einräumen darf, ansonsten aber mit Energie nur so um sich wirft; ein guter Geist in allen Lebenslagen.

Dank Bildgestaltung (Francisco Dominguez), Kostüm (Martina Korte) und Ausstattung (Dieter Bächle) sind auch die Bilder in jeder Hinsicht freundlich, hell und warm. Abgerundet wird die positive Stimmung durch die gut gelaunte Musik von Karim Sebastian Elias, der auch das Lied komponiert und gesungen hat, mit dem Jörn am Ende seinen großen Auftritt hat.