Demonstration gegen Regime im Iran in Frankfurt

© epd-bild /Tim Wegner
Farmoush (links) und Mala (rechts) hängen bei der Demonstration gegen das Regime im Iran, am Samstag auf dem Römerberg in Frankfurt am Main, ein Banner auf.
Solidaritätsbekundungen in Deutschland
Demonstration gegen Regime im Iran in Frankfurt
Während im Iran weite Teile der Bevölkerung gegen das Mullah-Regime protestieren, gibt es in Deutschland Solidaritätskundgebungen. Die Auslandsiraner müssen dabei allerdings mit dem langen Arm des Regimes in Teheran rechnen.

Die Menge hat weiße Luftballons dabei, weiß für den Frieden. "Jin! Jiyan! Azadi!" rufen die Menschen am Samstag auf dem Frankfurter Römerberg, persisch für "Frau! Frieden! Freiheit!". Dann lassen sie die Ballons in den grauen Himmel steigen.

Seit einem Monat ist der Iran im Aufruhr gegen die Regierung der Ayatollahs. Die Proteste begannen, nachdem die 22-jährige Mahsa Amini in Polizeigewahrsam gestorben war. Sie war festgenommen worden, weil sie ihr Kopftuch nicht nach den Vorstellungen der islamischen Sittenwächter getragen hatte. Vor allem Frauen lehnen sich gegen die rigiden Vorschriften auf, die nicht nur ihre Kleidung, sondern auch ihren Alltag bestimmen. Längst haben sich ihnen viele Männer und Menschen aus vielen sozialen Schichten angeschlossen.

Das Regime reagiert mit Gewalt. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat bis Donnerstag 144 Tote registriert, sagt aber, dass die tatsächliche Zahl höher liege. Tausende weitere Menschen wurden verhaftet.
In vielen Teilen der Welt demonstrieren Menschen, um ihre Solidarität mit den Iranerinnen und Iranern zu bekunden. So auch in Frankfurt am Main. "Wir wollen die Stimme der Menschen im Iran sein, damit sie sehen, dass sie im Ausland gehört werden und weitermachen mit ihrem Widerstand", sagt Reza Moradi (Name geändert) vom "Solidaritätskomitee mit dem Widerstand des iranischen Volks". Das Komitee organisiert die regelmäßigen Demonstrationen in Frankfurt.

Das Internet im Iran sei zwar derzeit die meiste Zeit abgeschaltet, sagt Anoush Faramini (Name geändert). Aber es gebe kleine Zeitfenster, in denen eine Kommunikation mit den Protestierenden dort möglich sei. "Dann schicken wir ihnen Bilder von unserem Protest hier. Das soll sie ermutigen, weiterzumachen." Faramini kommt ebenfalls regelmäßig zu den Demos. Sie engagiert sich im Vorstand einer deutsch-iranischen Organisation. In welcher, will sie nicht veröffentlicht sehen, denn der Arm des iranischen Regimes sei lang. "Selbst hier in Deutschland habe ich Angst", sagt die Frau.

Protestierende haben Angst um Angehörige

Angst habe sie auch um ihre Familie, die noch im Iran lebt. Der sei zwar bislang noch nichts passiert, aber Sippenhaft sei im Iran nicht ungewöhnlich. Sie höre immer wieder, erzählt Faramini, dass im Iran Angehörige von Oppositionellen verhaftet würden und ihnen in der Haft gedroht werde, ihnen werde etwas passieren, wenn der Sohn oder die Nichte in Deutschland so weitermachten.
Sie habe auf sozialen Netzwerken auch schon Drohungen erhalten, berichtet Faramini. "Die Leute, die mir drohen, blockiere ich", sagt sie. Aber sie habe ihre Social-Media-Konten so eingestellt, dass niemand sehen kann, zu wem sie Kontakt hält. Denn das Regime werte das aus.

Auch bei den Demonstrationen in Deutschland seien oft Schergen der iranischen Regierung dabei, sagt Faramini: "Die erkennt man an ihrem Verhalten." Manche von ihnen schrien während der Demos anzügliche Schimpfwörter, um so die Widerstandsbewegung insgesamt als asozial zu diskreditieren.

Schergen stiften Unruhe

Oder sie versuchten, Streit zu stiften zwischen den Demonstrierenden, berichtet Faramini. Denn diese haben sehr unterschiedliche Hintergründe: Kommunisten demonstrieren an diesem Tag in Frankfurt gemeinsam mit Monarchisten. Diese beiden Gruppen sind sich nicht unbedingt grün, denn während der Herrschaft des Schahs landeten Kommunisten regelmäßig im Gefängnis. Auf dem Römerberg wehen rote Fahnen neben jenen mit Symbolen der Monarchie. Von der Rednerbühne kommen Ermahnungen, sich nicht provozieren zu lassen von den Unruhestiftern des Regimes. Es bleibt tatsächlich ruhig.

Wieder andere der Schergen verhielten sich auffällig unauffällig, sagt Faramini. Aber sie hätten Kameras dabei, mit denen sie Teilnehmer der Demonstrationen filmten und fotografierten. Das Regime wolle so die Gesichter von Oppositionellen identifizieren. Falls diese dann in den Iran zu Besuch fliegen, würden sie in den Konsulaten erfasst, wenn sie ihre Reisepapiere beantragen. "Sie bekommen dann zwar ihre Papiere", sagt Faramini, "aber im Iran werden sie schon am Flughafen verhaftet."

Trotz der Angst vor dem langen Arm der iranischen Regierung will Faramini weiter demonstrieren. Das unmittelbare Ziel sei dabei, das Schicksal der Menschen, die im Iran bei den Protesten bislang verhaftet wurden, im öffentlichen Bewusstsein zu halten. "Wenn wir jetzt nicht unsere Stimme erheben, dann werden die Verhafteten hingerichtet", ist sie sich sicher.