Studie: Personalmangel in "Männer- oder Frauenberufen" besonders groß

Studie: Personalmangel in "Männer- oder Frauenberufen" besonders groß

Köln (epd). Der Fachkräftemangel in Deutschland macht sich vor allem bei jenen Tätigkeiten bemerkbar, die als typische Männer- oder Frauenberufe angesehen werden. So seien die Lücken in den Berufen der Sozialarbeit, der Erziehung, der Pflege, der Informationstechnologie und dem Handwerk besonders groß, teilte das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) am Freitag in Köln zu den Ergebnissen einer Studie mit. Vor allem soziale und handwerkliche Stellen blieben oft unbesetzt.

Laut dem IW fehlten in Deutschland im Jahresdurchschnitt 2021/22 fast 538.000 Fachkräfte, diese Entwicklung dürfte sich in den kommenden Jahren weiter verschärfen. Der akute Notstand beim Personal steche in der Sozialarbeit und -pädagogik im Jahresdurchschnitt mit 20.600 nicht besetzten Stellen am stärksten hervor, hieß es. Auch bei Erzieherinnen und Erziehern konnten rund 20.500 Stellen nicht besetzt werden. Beide Zahlen sind demnach Rekordwerte. Im Handwerk fehlten im vergangenen Jahr 87.000 Fachkräfte. Besonders stark betroffen sind die Bereiche der Bauelektrik, Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik sowie die Kraftfahrzeugtechnik.

In fünf der zehn personell besonders betroffenen Berufe lag der Frauenanteil mit mindestens 76,6 Prozent sehr hoch. In den anderen fünf stark betroffenen Berufsgattungen kehrte sich dieses Phänomen um: Hier war der Anteil weiblicher Beschäftigter besonders niedrig. In der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik sind nur 0,4 Prozent der Mitarbeitenden Frauen, in der Kraftfahrzeugtechnik sind es 4,5 Prozent.

Um Geschlechterklischees bei der Berufswahl abzubauen, empfiehlt das Institut den Verantwortlichen, möglichst frühzeitig in die berufliche Orientierung zu investieren. So könne es sich auszahlen, Mädchen und Jungen schon früh für die Arbeit in Engpassberufen zu begeistern. Außerdem lohne es sich für Unternehmen, in ihren Stellenausschreibungen die unterrepräsentierte Gruppe gezielt anzusprechen.

Das Aufbrechen der Stereotype könne dazu beitragen, dass sich junge Menschen stärker an den eigenen Neigungen und Fähigkeiten orientierten und diese mit der Arbeitsmarktnachfrage abglichen, sagte Studienautorin Filiz Koneberg: „Bei der aktuellen Fachkräftesituation ist es fatal, wenn Geschlechterklischees den Pool an Bewerberinnen und Bewerbern noch weiter einschränken.“