Berlin, Hamburg (epd). Ab sofort sind wieder Krankschreibungen per Telefon möglich. Der Gemeinsame Bundesausschuss von Ärzten, Krankenkassen und Kliniken (G-BA) hat aufgrund der hohen Corona-Inzidenz diese Sonderregel wieder in Kraft gesetzt. Sie gelte vorerst bis zum 30. November 2022, teilte die G-BA am Donnerstag in Berlin mit. Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte können Versicherte mit leichten Atemwegsinfektionen nun wieder nach einer telefonischen Befragung bis zu sieben Tage lang krankschreiben. Lob kommt von Sozialverbänden.
Die Erkrankten müssen mit der Wiedereinführung der Regel für eine Krankschreibung bei Atemwegsinfektionen nicht mehr in die Praxis kommen. Ebenfalls möglich ist eine einmalige Verlängerung per Telefon um sieben Tage. "Wir wollen volle Wartezimmer in Arztpraxen und das Entstehen neuer Infektionsketten vermeiden", sagte der G-BA-Vorsitzende Josef Hecken.
Neben dem jüngsten Anstieg der Corona-Infektionszahlen stehe in den kommenden Monaten die Erkältungs- und Grippewelle bevor, sagte Hecken. Die telefonische Krankschreibung sei eine einfache, erprobte und bundesweit einheitliche Lösung. Mit ihr schütze man besonders gefährdete Risikogruppen wie Ältere oder chronisch Kranke, die regelmäßig zum Arzt müssen, vor vermeidbaren Infektionen.
Die Möglichkeit der telefonischen Krankschreibung war während der Corona-Pandemie eingeführt worden. Zum 31. Mai 2022 war sie ausgelaufen.
Die DAK-Gesundheit forderte die telefonische Krankschreibung als Dauerlösung. "Die telefonische Krankschreibung bei leichten Atemwegserkrankungen darf nicht immer wieder zur Debatte stehen, weil sie sich bewährt hat", sagte DAK-Vorstandschef Andreas Storm in Hamburg. Eine Reduktion von Ansteckungsrisiken helfe dabei, die Zahl der Arbeitsausfälle zu senken. Nach der Sommerpause solle in Abstimmung mit ärztlichen Selbstverwaltungsgremien eine rechtliche Grundlage dafür geschaffen werden, die Sonderregel zu verstetigen.
Der Sozialverband VdK begrüßte die Wiedereinführung der Regel. Gerade die Risikogruppen könnten sich dadurch viele Kontakte mit Ansteckungsgefahr ersparen, sagte VdK-Präsidentin Verena Bentele in Berlin. Sie litten oft unter besonders schweren Auswirkungen nach einer Corona-Infektion. Die Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Selbsthilfe lobte den Beschluss ebenfalls. Gerade mit Blick auf gefährdete Gruppen wie chronisch kranke Menschen müssten Alternativen zum Praxisbesuch zur Verfügung stehen, sagte Geschäftsführer Martin Danner.
Der Deutsche Hausärzteverband wies darauf hin, dass allein die Ärztinnen und Ärzte entscheiden, ob eine Krankschreibung per Telefon vertretbar sei. Es sei eine Möglichkeit, aber keine Pflicht, sagte der Bundesvorsitzende Ulrich Weigeldt.