"Brot für die Welt" fordert mehr Geld gegen Hunger

Vertrocknete Ernte in Afrika
© Christoph Püschner/Brot für die Welt
Extreme Trockenheit lässt in Afrika das Getreide am Halm verdorren - auch eine Folge des Klimawandels.
Drohende Ernährungskrisen
"Brot für die Welt" fordert mehr Geld gegen Hunger
Klimakrise, Corona, Inflation und Kriege führen zu immer mehr Hungersnöten. "Brot für die Welt" fordert reiche Staaten auf, deutlich mehr Geld in die Nothilfe zu stecken. Angeprangert wird auch die Art, wie Weizen weltweit verteilt wird.

Um Millionen Menschen vor dem Verhungern zu retten, müssten die reichen Industrieländer sofort mehr Mittel bereitstellen, sagte die "Brot für die Welt"-Präsidentin Dagmar Pruin in Berlin. Nötig sei eine europäische Landwirtschaft, die nicht auf Massentierhaltung und unfaire Agrarexporte setze.

"Wir haben keine Mengenkrise", betonte Pruin. "Wir haben eine Verteilungskrise, wir haben eine Gerechtigkeitskrise, wir haben eine Schuldenkrise, wir haben eine Krise der Inflation." Allein in Deutschland landeten 60 Prozent des angebauten Weizens als Tierfutter im Trog.

Dem Welternährungsprogramm zufolge sind aktuell 345 Millionen Männer, Frauen und Kinder weltweit akut von Nahrungsmittelknappheit bedroht. "Um zu verhindern, dass Millionen Menschen verhungern, muss zunächst die Nothilfe schnell und massiv erhöht werden", so Pruin.

Die beim G7-Gipfel von den wichtigsten demokratischen Industrieländern zugesagten zusätzlichen rund 4,3 Milliarden Euro hält die Präsidentin des Hilfswerks nicht für ausreichend. Das seien gerade einmal 20 Prozent der Mittel, die benötigt würden, um die aktuelle Krise zu bekämpfen.

Abhängig von Weizenimporten

Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine sei nicht Auslöser der Hungerkrise, habe sie aber verschärft, betonte die Präsidentin. Weltweit hätten bereits 2021 mehr als 800 Millionen Menschen gehungert - 150 Millionen mehr als vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie.

Der Krieg sei ein weiterer Inflationstreiber. Länder, in denen viel Weizen konsumiert werde und die abhängig vom Import aus der Ukraine und Russland seien, habe der Krieg überdies besonders schwer getroffen.

Extremwetter vernichtet ganze Ernten

In armen Ländern seien die stark steigenden Preise für Lebensmittel, Dünger, Diesel und Strom zum Teil lebensbedrohlich, fügte Pruin hinzu. Das von Deutschland initiierte Bündnis für globale Ernährungssicherheit, über das Informationen über die Bedarfe ausgetauscht und die Versorgung von Hungernden rund um den Globus koordiniert werden soll, zeigt nach Ansicht des Hilfswerks bislang noch nicht die erhoffte Wirkung.

Die Klimakrise sei - neben bewaffneten Konflikten und den Folgen der Pandemie - der größte Hungertreiber. Immer länger andauernde Dürren sowie Überschwemmungen führten dazu, dass Ernten ganz oder teilweise verloren gingen und das Vieh verende.

Entwicklungsetat aufstocken

Pruin forderte die Bundesregierung auf, acht Milliarden Euro jährlich für die sogenannte Klimaanpassung in den Ländern des globalen Südens einzuplanen. Dabei geht es etwa um Vorsorgemaßnahmen gegen Auswirkungen der Erderwärmung. Deutschland hat versprochen, statt bislang vier Milliarden Euro künftig sechs Milliarden Euro pro Jahr für Anpassung und Klimaschutz in armen Ländern bereitzustellen. Auch der Entwicklungsetat müsse aufgestockt werden.

"Brot für die Welt" leistete im vergangenen Jahr laut aktuellem Jahresbericht Entwicklungsarbeit mit mehr als 1800 Projekten in fast 90 Ländern - vorwiegend in Afrika und Asien. Das Hilfswerk erhielt 63,6 Millionen Euro Spenden und Kollekten. 2020 waren es mit 76,8 Millionen Euro deutlich mehr, was den Angaben zufolge auch mit dem Jubiläumsjahr 2019 zusammenhing. Das Hilfswerk wird auch über kirchliche und Bundesmittel finanziert. Insgesamt standen 2021 rund 312 Millionen Euro zur Verfügung - mehr als 90 Prozent davon flossen in die Hilfsprojekte.