Flughafenpfarrerin: Personal ist verzweifelt

Reisende warten im Frankfurter Flughafen
© Boris Roessler/dpa
Das Chaos auf den Flughäfen raubt vielen Reisenden den letzten Nerv. Aber auch die Mitarbeiter der Airlines sind am Limit, berichtet die Flughafenseelsorgerin aus Frankfurt a. Main.
Seelsorge für Reisende
Flughafenpfarrerin: Personal ist verzweifelt
Im aktuellen Chaos an deutschen Flughäfen sollte neben der Verzweiflung der Passagiere nach Ansicht der Frankfurter Flughafenseelsorgerin Bettina Klünemann auch die Belastung des Personals nicht vergessen werden. "Die Situation ist für alle hochgradig belastend", sagte die Pastorin.

Die Seelsorgerin am größten deutschen Flughafen sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), dass die Mitarbeitenden abends völlig abgeschlagen nach Hause kämen. "Als ich einige von ihnen nach ihren Pausenzeiten gefragt habe, haben die nur gelacht", sagte Pfarrerin Bettina Klünemann. Das Personal arbeite größtenteils sieben Tage die Woche, zehn Stunden am Tag, "ohne Verschnaufpause". Aber auch die Passagiere seien gestresst. "Besonders Familien und Kinder leiden."

Der Pastorin blute das Herz, wenn Kinder mit Sonnenhut in der Schlange stehen und erfahren, dass es möglicherweise nicht wie geplant in den lang ersehnten Urlaub geht. Das sei auch für die Eltern eine belastende Situation, denn: "es gibt ja kein Entertainment in der Schlange". Ähnliches gelte für Gruppen mit behinderten Menschen.

Flughafenpfarrerin Bettina Klünemann am Terminal 1. auf dem Flughafen in Frankfurt am Main. (Archivbild)

Klünemann und ihre Kolleg:innen der Evangelischen Flughafen-Seelsorge versuchen, immer präsent zu sein, nachzufragen, Hilfe anzubieten, über das Angebot der Flughafen-Kapelle zu informieren. "Das nutzen viele Reisende, weil sie dort Ruhe finden vom Trubel im Terminal", sagte die Theologin. Sie könne die Enttäuschung der Menschen verstehen: Gerade nach Corona wollten viele etwas anderes sehen und erleben. Einige hätten Monate oder Jahre auf den Urlaub gespart.

Solidarität unter Flugreisenden

Daneben gebe es auch noch die Geflüchteten aus der Ukraine, für die der Frankfurter Flughafen oft eine Station etwa auf dem Weg nach Kanada oder die USA sei. Für Menschen, die sich ohnehin nur schwer verständigen könnten, sei die Situation doppelt belastend. "Oft haben die Leute auch ihr komplettes Geld in den Flug gesteckt", sagte Klünemann.

Bei den Flugreisenden untereinander beobachtet die Pfarrerin eine zunehmende Solidarität. Während anfangs alle nur genervt gewesen seien, würden sich die Menschen heute oft gegenseitig helfen. Auch die Mitarbeitenden tüftelten ständig an neuen Ideen gegen das Chaos. Für alle, die ihren Sommerurlaub noch vor sich haben, empfahl die Flughafenpfarrerin: "Gelassen bleiben, Zeit mitbringen und sich schon einige Tage vor dem Urlaub nicht mehr so viele Aufgaben zumuten."