Deutsche kaufen wieder faire Produkte

Fairtrade-Zeichen ist an der Verpackung einer Topfblume zu sehen.
© Markus Scholz/dpa
Der Fair-Trade-Handel ist nach einem Einbruch im ersten Corona-Jahr wieder gewachsen.
Erholung nach Corona-Einbruch
Deutsche kaufen wieder faire Produkte
Im ersten Corona-Jahr 2020 gab es einen Rückschlag, dann ging es wieder bergauf: Der faire Handel hat 2021 einen Umsatzrekord aufgestellt. Die Deutschen geben dennoch weiter sehr wenig für faire Produkte aus.

Bananen, Schokolade und vor allem Kaffee: Der faire Handel ist 2021 in Deutschland nach einem Einbruch im ersten Corona-Jahr wieder gewachsen, bleibt jedoch weiter eine Nische. Im Durchschnitt hätten Verbraucherinnen und Verbraucher im vergangenen Jahr 23,50 Euro für Lebensmittel und Handwerksprodukte aus fairer Herstellung ausgegeben, hieß es bei der Vorstellung der Jahresbilanz des Forums Fairer Handel am Mittwoch in Berlin.

Insgesamt sei der Umsatz aus dem Handel mit besseren Bedingungen für die Produzierenden um sieben Prozent auf deutlich mehr als 1,9 Milliarden Euro gestiegen. Fast 80 Prozent davon seien Produkte mit Fairtrade-Siegel gewesen.
Der Geschäftsführer des Forums Fairer Handel, Matthias Fiedler, betonte, der faire Handel habe sich in Deutschland trotz Pandemie wirtschaftlich behauptet und Solidarität mit Handelspartnern im globalen Süden und Norden unter Beweis gestellt. "Die pandemiebedingte Talfahrt ist gestoppt", sagte er.

Während die Klimakrise und die Verteuerung von Lebens- und Produktionsmitteln die bäuerliche Landwirtschaft weltweit unter Druck setzten, seien fairer Handel und gerechte Handelsbedingungen besonders wichtig.
Die Klimakrise, die Energiekrise und weitere aktuelle Krisen zeigten, dass Veränderungen bei Produktion und Handel dringend erforderlich seien, sagte Fiedler. Große Strukturen mit extremer Marktmacht müssten aufgebrochen, ökologische und faire Landwirtschaft gestärkt werden.

Faire Produkte bräuchten auch Bio-Zertifizierungen, Bio-Produkte müssten zugleich fair gehandelt werden. Entlang der gesamten Lieferketten müssten existenzsichernde Einkommen garantiert werden, sagte Fiedler. Einkauf zu Dumpingpreisen unterhalb der Produktionskosten müsse verboten werden.
Seit 2012 stieg der Gesamtumsatz des fairen Handels in Deutschland den Angaben zufolge von 650 Millionen Euro auf mehr als 1,95 Milliarden Euro im vergangenen Jahr. Ein zwischenzeitlicher Einbruch wurde 2020 verzeichnet, als der Umsatz von mehr als 1,85 Milliarden Euro im Vorjahr auf 1,8 Milliarden Euro sank.

Zuwachs bei fair gehandelter Schokolade

2021 seien in dem Marktsegment in Deutschland 77 Prozent des Umsatzes mit Lebensmitteln generiert worden, hieß es. Im Mittelpunkt stehe mit 31 Prozent Kaffee, der weiter das umsatzstärkste Produkt im fairen Handel sei. Der Marktanteil fair gehandelter Produkte liege beim Kaffee insgesamt bei 6,5 Prozent. Zugleich liege der Bio-Anteil beim fairen Kaffee bei 75 Prozent, ein Zuwachs um ein halbes Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Der größte Zuwachs sei im vergangenen Jahr mit einem Plus von 22 Prozent auf insgesamt mehr als 5,6 Tonnen bei fairer Schokolade verzeichnet worden, sagte Fiedler. Der Anteil der Schokolade am fairen Handel lag zugleich bei 6,7 Prozent, der Anteil von Blumen bei 9,2, von Südfrüchten bei 9,5 und von Textilien bei 9,6 Prozent. Unternehmen, die ausschließlich fairen Handel betreiben, hätten im vergangenen Jahr einen Umsatz von insgesamt 228 Millionen Euro erreicht, hieß es weiter. Dies sei ein Zuwachs um mehr als zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr.