Katholikentag dringt auf Frieden in Ukraine

Katholikentag dringt auf Frieden in Ukraine
Bundeskanzler Scholz lobt Hilfe der Deutschen für Ukraine-Flüchtlinge
Am Freitag war die Ukraine Schwerpunkt auf dem Katholikentag in Stuttgart. Im Mittelpunkt stand Bundeskanzler Olaf Scholz. Der Angriffskrieg des russischen Präsidenten Putin läutet für ihn eine Zeitenwende ein: Der Westen müsse wehrhafter werden.

Stuttgart (epd). Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat auf dem Katholikentag in Stuttgart seine Politik im Ukraine-Konflikt verteidigt. Der russische Präsident Wladimir Putin „darf mit seinem zynischen, menschenverachtenden Krieg nicht durchkommen“, sagte Scholz am Freitag unter Applaus auf einem Podium des Christentreffens. Dafür seien Sanktionen und Waffenlieferungen an die Ukraine nötig. Auf einer großen Friedenskundgebung bekannten sich Christen zur Solidarität mit den Ukrainern.

Er halte den Begriff Zeitenwende für die Gegenwart passend, sagte Scholz. Putin wolle zurück zu einer Welt, in der der Stärkere den Schwächeren regiert. Es dürften aber keine Grenzen verschoben werden. Der Kanzler kündigte zugleich eine Erhöhung der militärischen Verteidigungsbereitschaft Deutschlands an.

Scholz dankte den Deutschen für ihre Hilfsbereitschaft bei der Aufnahme ukrainischer Flüchtlinge. „Deutschland und seine Bürgerinnen und Bürger machen das ganz gut“, lobte er. Die Gesellschaft zeige, zu welcher Solidarität sie fähig sei, sagte er mit Blick auf fast 800.000 registrierte ukrainische Flüchtlinge in der Bundesrepublik. Die Veranstaltung wurde durch Zwischenrufe von Aktivisten gestört.

Dagegen bekräftigte die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, ihre ablehnende Haltung zu Waffenlieferungen. Der Ukraine-Krieg markiere für sie keine „Zeitenwende“, nur weil die Kämpfe nun näher an Deutschland herangerückt seien, sagte sie laut Mitteilung des Katholikentages am Freitag. Seit elf Jahren tobe der Krieg in Syrien, seit sieben Jahren im Jemen. „Noch mehr Waffen haben nicht mehr Frieden gebracht“, sagte die Theologin.

Auf mehreren Podien wurde vor einem Auseinanderdriften der Gesellschaft gewarnt. Irme Stetter-Karp, Präsidentin des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken (ZdK), bezeichnete es als Herausforderung, dass möglichst niemand abgehängt werde, wenn es etwa um Wohnraum und Energiepreise gehe. „Wir sind an Ihrer Seite, wenn es darum geht, Menschen nicht hängenzulassen“, sagte Stetter-Karp an Scholz gerichtet.

Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) äußerte sich in Stuttgart besorgt über eine Zunahme von Hass und Hetze in der Gesellschaft. Das führe bereits dazu, dass Bürgermeister zurückträten, weil sie ihre Familie schützen wollten. Mittelfristig sei es demokratiegefährdend, wenn man etwa keine Kandidaten mehr für regionale Parlamente finde.

Die Präsidentin des evangelischen Hilfswerks „Brot für die Welt“, Dagmar Pruin, bezeichnete das politische Engagement ihrer Organisation als Lobbyismus für die Ärmsten der Armen. Im Bundestag beobachtet Pruin ein nachlassendes Gespür für Kirche und Religion.

Kontrovers diskutiert wurde in Stuttgart das Thema assistierter Suizid. Der Präsident der Diakonie Deutschland, Ulrich Lilie, sprach sich dafür aus, den Wunsch nach Hilfe zum Suizid nicht zu tabuisieren. Es sei wichtig, das Gespräch mit den Menschen zu suchen, die ihrem Leben ein Ende setzen wollen, sagte er.

Der am Sonntag zu Ende gehende 102. Deutsche Katholikentag steht unter dem Motto „Leben teilen“. Zu dem am Mittwochabend eröffneten Christentreffen haben sich laut Veranstaltern rund 25.000 Menschen angemeldet.