Steinmeier ruft zum Ende des Krieges auf

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann beim Katholikentag
© Jens Schulze
Zu Gast beim Christi-Himmelfahrts-Gottesdienst des 102. Katholikentags waren unter anderen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann.
Katholikentag in Stuttgart
Steinmeier ruft zum Ende des Krieges auf
Der Krieg in der Ukraine überschattet den Deutschen Katholikentag in Stuttgart. Die rund 25.000 Teilnehmer beten nicht nur für die Ukrainer. In vielen der rund 1.500 Veranstaltungen wird nach einer neuen europäischen Sicherheitsordnung gefragt.

Die Sorge um die Menschen in der Ukraine und Aufrufe zum Frieden haben den Beginn des Deutschen Katholikentages in Stuttgart geprägt. Man bete für die Opfer des Konflikts, sagte der gastgebende Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, am Donnerstag vor rund 9.000 Besuchern beim zentralen Himmelfahrtsgottesdienst auf dem Stuttgarter Schlossplatz.

Mit einem Aufruf zum Ende des Krieges in der Ukraine war der 102. Deutsche Katholikentag in Stuttgart am Mittwochabend eröffnet worden. Bei der Eröffnungsfeier im Oberen Schlossgarten appellierte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier vor rund 6.000 Menschen an die russische Regierung: "Respektieren Sie die Souveränität der Ukraine, stellen Sie die Kampfhandlungen ein! Herr Putin, beenden Sie das Leid und die Zerstörung in der Ukraine!"

"Ziehen Sie Ihre Truppen zurück!", fügte der Bundespräsident unter lang anhaltendem Applaus hinzu: "Das Sterben in der Ukraine muss ein Ende haben." Viele Besucher der Feier trugen Schals in den Farben Gelb und Blau der ukrainischen Nationalflagge.

Papst Franziskus erklärte in seiner Grußbotschaft aus Rom: "So sind wir in diesen Tagen mit unseren Gedanken bei den Menschen in der Ukraine und wir beten für alle Menschen, deren Leben bedroht und beeinträchtigt ist."

Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sagte, der Katholikentag finde in einer Zeit von zwei Krisen statt: Erderwärmung und Ukraine-Krieg. Er wünsche sich, dass die Teilnehmer während des Katholikentages Kraft und Zuversicht bekommen, um gestärkt aus den Tagen hervorzugehen.

Pandemie habe Spuren hinterlassen

Mit Blick auf die Corona-Pandemie rief Bundespräsident Steinmeier zur Versöhnung auf. "Diese Pandemie hat Spuren hinterlassen", sagte er am Donnerstag auf einer Podiumsdiskussion unter dem Thema "Herausforderungen begegnen. Klimakrise, Pandemie und Krieg". Die Pandemie habe eine Dynamik entfacht, "mit der ich selbst nicht gerechnet habe".

Es habe Konflikte in der Familie und am Arbeitsplatz gegeben, sagte der Bundespräsident. Weil diese Spuren geblieben und Wunden noch nicht verheilt seien, sei es wichtig, Brücken zu bauen und miteinander ins Gespräch zu kommen. Die Menschen müssten sich gegenseitig verzeihen, wenn die Pandemie einmal vorbei sei, fügte Steinmeier hinzu.

Zum Katholikentag haben sich laut Veranstaltern etwa 25.000 Menschen angemeldet. Auf dem Abend der Begegnung wurden am Mittwoch den Angaben zufolge 20.000 Menschen in der Stuttgarter Innenstadt gezählt worden.

In rund 1.500 Veranstaltungen geht es bis Sonntag neben Klimagerechtigkeit, Flucht und Migration auch um Bildung, Gesundheit sowie um die Hilfe für Notleidende. Viel Raum nehmen auch Debatten zu den Folgen des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche ein.

Neben Gottesdiensten und einem geistlichen und spirituellen Angebot wartet auf die Besucher ein Kulturprogramm. Das Christentreffen wird in der Regel alle zwei Jahre vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) veranstaltet.