Hunderte protestieren gegen geplantes Endlager Schacht Konrad

Hunderte protestieren gegen geplantes Endlager Schacht Konrad
Der Bau des Atommüllendlagers Schacht Konrad bleibt umstritten. Hunderte forderten am Sonntag den Stopp des Vorhabens. Dem Protestbündnis gehören neben Bürgerinitiativen auch Gewerkschaften und das Landvolk an.

Salzgitter (epd). Hunderte Menschen haben am Sonntag bei einer Demonstration in Salzgitter die Aufgabe des Atommüllendlagers Schacht Konrad verlangt. Nach Veranstalterangaben beteiligten sich mehr als 500 Personen an einer Sternfahrt und einer anschließenden Umzingelung des ehemaligen Eisenerzbergwerks Konrad. Die Polizei sprach von „über 400 Teilnehmern“ und einem friedlichen Verlauf der Proteste. Die Aktion, zu der Bürgerinitiativen, Gewerkschaften, das Landvolk und andere Organisationen aufgerufen hatten, stand unter dem Motto „Schacht Konrad mit Pauken und Trompeten stoppen“.

Vor 20 Jahren, am 22. Mai 2002, hatte das niedersächsische Umweltministerium die Genehmigung zur Errichtung des Endlagers erteilt. Nach Ansicht der Gegner des Vorhabens entspricht der Bau längst nicht mehr dem Stand von Wissenschaft und Technik. Zudem seien seit Beginn der Umrüstung des Bergwerks rund 60 Änderungsgenehmigungen erteilt worden, von denen die Öffentlichkeit nichts erfahren habe. Im vergangenen Jahr hatten Umweltverbände und die atomkraftkritische Arbeitsgemeinschaft Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) aufgefordert, die Genehmigung für Schacht Konrad zu widerrufen.

Es sei die Aufgabe der Bundesregierung, für eine sichere Lagerung radioaktiver Abfälle zu sorgen, die die Menschen mindestens eine Million Jahre vor radioaktiver Strahlung schütze, sagte Salzgitters Oberbürgermeister Frank Klingebiel (CDU). Die Bundesumweltministerin wolle an dem Projekt festhalten, nur weil es einmal vor 20 Jahren genehmigt worden sei: „Das ist unverantwortlich und verärgert mich sehr.“

Brigitte Runge von der IG Metall Salzgitter-Peine erklärte, bei einem Unfall beim Transport oder Einlagerungsbetrieb in Schacht Konrad stünden weit mehr als 20.000 Industriearbeitsplätze in den Großbetrieben auf dem Spiel. „Wir sehen heute an vielen Stellen, wie die Überreste einer alten gefährlichen Technologie den notwendigen industriellen Forstschritt zu klimafreundlicheren Technologien in Salzgitter behindern“, betonte Runge. „Das gefährdet unsere Zukunft, deshalb müssen wir Schacht Konrad verhindern und deshalb brauchen wir einen sofortigen Baustopp.“

Nach Ansicht von Petra Wassmann vom Naturschutzbund (NABU) Niedersachsen war der Planfeststellungsbescheid für Schacht Konrad „von Anfang an rechtswidrig“. Es habe kein wissenschaftliches Standortauswahlverfahren gegeben, der Langzeitsicherheitsnachweis sei nicht schlüssig erbracht und die notwendige Schadens- und Risikovorsorge missachtet worden. „Es gibt eklatante Widersprüche zwischen den heutigen Anforderungen an ein tiefengeologisches Lager für radioaktive Abfälle und dem alten Schacht Konrad“, sagte Wassmann.

Die für den Ausbau zuständige Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) will das Endlager 2027 in Betrieb nehmen. Es soll bis zu 303.000 Kubikmeter schwach- und mittelradioaktive Abfälle aufnehmen, die beim Betrieb und Abriss der Atomkraftwerke und zu kleinerem Teil auch in der Forschung und Medizin anfallen. Die Kosten für den Bau des Endlagers stiegen von ursprünglich kalkulierten 900 Millionen auf derzeit geschätzte knapp 4,5 Milliarden Euro.