Studie: Anteil der Aussiedler in Ostdeutschland gering

Studie: Anteil der Aussiedler in Ostdeutschland gering
Aus Polen, Rumänien und Staaten der ehemaligen Sowjetunion kommen Menschen bis heute als Aussiedlerinnen und Aussiedler nach Deutschland. Eine Studie zeigt: Nur wenige von ihnen leben in ostdeutschen Städten.

Berlin (epd). Aussiedler aus der früheren Sowjetunion sind bei der Migration nach Deutschland vor allem in den Westen der Bundesrepublik gezogen. Nur drei Prozent der in Deutschland lebenden Aussiedlerinnen und Aussiedler wohnen in Ostdeutschland, wie aus einer Studie des Sachverständigenrats für Integration und Migration (SVR) und des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) hervorgeht.

Ausgenommen ist dabei allerdings Berlin, wie Johannes Graf vom Bundesamt bei der Vorstellung der Studie am Donnerstag erläuterte. Etwa 90 Prozent der Personen mit Aussiedlerstatus leben in westdeutschen Flächenbundesländern, vor allem in Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg.

Zugewanderte wohnten besonders häufig in mittelgroßen Städten, ergänzte Graf: „Allgemein sehen wir, dass Aussiedler und Aussiedlerinnen ihren Wohnsitz deutlich seltener in Großstädten haben verglichen mit der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund.“ Jedoch wohnten Aussiedler auch selten in kleineren Gemeinden mit weniger als 10.000 Einwohnerinnen und Einwohnern.

Ihre Arbeitsmarktbeteiligung sei hoch und das Bildungsniveau ähnele dem der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund, wie aus der Studie des Sachverständigenrats und des Bundesamtes weiter hervorgeht. Auch das Durchschnittseinkommen der Zugewanderten liege im mittleren Bereich. Sie verfügten zudem häufiger als andere Zugewanderte über Wohneigentum, erklärten die Autoren der Studie. Allgemein schätzen der SVR und das BAMF die Integration der Zugewanderten als gelungen ein.

Ihre Studie analysiert die Lebenssituation von Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedlern in Deutschland. Sie sind Nachkommen von Deutschen aus der ehemaligen Sowjetunion und anderen osteuropäischen Staaten, die durch ein spezielles Aufnahmeverfahren nach Deutschland kamen. „Wir konnten feststellen, dass sich Zugewanderte mit Aussiedlerstatus und Spätaussiedlerstatus stark mit Deutschland identifizieren“, sagte Nils Friedrichs vom SVR. Zudem pflegten sie zahlreiche Kontakte zu Deutschen ohne Migrationshintergrund. Grundlage der Studie sind Daten des Mikrozensus.

Besonders gut integriert seien die bis Ende der 1980er Jahre zum Beispiel aus Polen und Rumänien Zugewanderten, heißt es in dem Bericht. Zugewanderte aus dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion seien hingegen vergleichsweise schlechter integriert, da sie unter anderem vermehrt keinen berufsausbildenden Abschluss hätten und häufiger von Altersarmut betroffen seien als andere Personen mit Migrationshintergrund. „Das betrifft vor allem die jetzt über 65-Jährigen und liegt unter anderem daran, dass ihre im Herkunftsland geleisteten Berufsjahre nur eingeschränkt als Rentenanwartschaft anerkannt werden“, erklärte Graf.

Aussiedlerinnen und Aussiedler seien mehrheitlich mit der Demokratie in Deutschland zufrieden, heißt es in dem Bericht außerdem. Mit den politischen Verhältnissen in ihrem Herkunftsland seien sie eher unzufrieden. Politisch seien sie eher konservativ eingestellt. Im vergangenen Jahr seien rund 7.000 Menschen als Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler nach Deutschland gekommen, erklärte der SVR.

Mit Blick auf den Krieg in der Ukraine müsse unter anderem das Verhältnis zwischen Russen und Russinnen und der Mehrheitsgesellschaft in Deutschland zukünftig genau beobachtet werden, sagte Jan Schneider vom SVR. Bereits in den vergangenen Wochen sei eine zunehmende Diskriminierung wahrnehmbar gewesen: „In der medialen Berichterstattung gab es immer wieder anekdotische Beispiele dafür.“ Die Geschehnisse stellten eine eine Gefahr der gesellschaftlichen Spaltung dar, mahnt er.