Flüchtlinge nach Bedarf in Regionen verteilen

Notunterkunft für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine in Duisburg
© epd-bild/Udo Gottschalk
Die achtjährige Mascha ist mit ihrer Mutter Carina und ihrem Bruder Oskar in einer Notunterkunft in Duisburg untergekommen. Der Evangelische Immobilienverband plädiert dafür, einzelne Regionen nicht zu überfordern, sondern nach qualitativen Gesichtspunkten Flüchtlinge zu verteilen.
Evangelischer Immobilienverband
Flüchtlinge nach Bedarf in Regionen verteilen
Der Evangelische Immobilienverband Deutschland hat sich für eine am Bedarf der Landkreise und Regionen orientierte Verteilung von Ukraine-Flüchtlingen in Deutschland ausgesprochen.

"Ich hoffe, die Politik hat ihre Lehren aus der Situation von 2015 und den hohen Flüchtlingszahlen damals gezogen", sagte der geschäftsführende Vorstand des Verbandes, Dennis Beyer, in Berlin dem Evangelischen Pressedienst (epd).

"Es reicht nicht, über das Verteilverfahren des Königsteiner Schlüssels eine bestimmte Anzahl an Geflüchteten den Bundesländern zuzuweisen", sagte Beyer. Wichtig sei jetzt, einzelne Regionen nicht zu überfordern, sondern nach qualitativen Gesichtspunkten wie Infrastruktur, zivilgesellschaftlichem Engagement oder Arbeitskräftebedarf Flüchtlinge zu verteilen: "Das Ahrtal zum Beispiel hat nach der Flutkatastrophe gerade andere Probleme zu bewältigen."

Neuankömmlinge müssten die Chance bekommen, Fuß zu fassen oder wenigstens sich weiter orientieren können, sagte Beyer: "Unter dem Strich heißt das, der Königsteiner Schlüssel, der ja vor allem die Finanzkraft und Bevölkerungszahl eines Landes zugrunde legt, sollte um qualitative Merkmale ergänzt werden." Es gehe darum, "einen Mehrwert zu schaffen - für die Menschen, die neu zu uns gekommen sind, wie auch für die Gesellschaft insgesamt".

Weiter plädierte Beyer dafür, "keine Ghettos entstehen zu lassen". "Das hat Deutschland in den zurückliegenden Jahrzehnten in der Städtebau- und Integrationspolitikpolitik weitgehend gut hinbekommen: Also nicht 1.000 Flüchtlinge in ein Quartier stecken; dann hat zivilgesellschaftliches Engagement kaum noch Chancen, sinnvoll zu begleiten." Vielmehr sollten die Menschen über das Stadtgebiet verteilt werden.

Mehr Fachkräfte und Infrastruktur 

Beyer zeigte sich überzeugt, "dass einige Regionen im ländlichen Raum sehr davon gewinnen können, wenn dort wieder mehr Menschen angesiedelt werden". "Sie bringen unterschiedlichste Qualifikationen mit." Dann würde sich auch der Aufbau von Infrastrukturen wieder lohnen. Dies sei eine Aufgabe für Bund und Länder. Es gebe etliche Regionen etwa mit Fachkräftemangel.
Der Evangelische Immobilienverband Deutschland zählt bundesweit insgesamt rund 40.000 Wohnungen im Eigenbestand seiner Mitglieder. Hinzu kämen schätzungsweise rund 30.000 Erbbaurechte, hieß es. Zu seinen Mitgliedern zählen evangelische Wohnungsunternehmen, diakonische Einrichtungen, Landeskirchen, Kirchenkreise und Stiftungen.

Beyer zufolge engagieren sich aktuell viele Kirchengemeinden und diakonische Einrichtungen in der Ukraine-Hilfe: "Es wird momentan viel Wohnraum kurzfristig bereitgestellt." Dabei würden die Erfahrungen aus dem Jahr 2015 helfen, als Wohnraum für syrische Flüchtlinge gebraucht wurde.

Aktuell engagieren sich laut Evangelischem Immobilienverband Deutschland viele Wohnraumanbieter in kirchlicher und diakonischer Trägerschaft bei der Unterbringung von Flüchtlingen aus der Ukraine. Als Beispiel nennt der Verband etwa das Evangelische Siedlungswerk in Bayern (ESW), das im "Stattotel" Nürnberg bezugsfertige Boarding-Wohnungen zur Verfügung stellt. Außerdem habe das ESW kurzfristig ein freistehendes Alten- und Seniorenwohnheim dem Landkreis Garmisch-Partenkirchen zur Verfügung gestellt, in dem gerade eine Erstaufnahmestelle aufgebaut werde.

Die Antoniter Siedlungsgesellschaft mbH im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region (ASG) hat den Angaben zufolge für ihre Mieter einen zentralen Ansprechpartner für Fragen rund um die Unterbringung von Flüchtlingen benannt. Zudem stelle die ASG der Stadt ein unbebautes Grundstück zur Verfügung, damit dort Container für Unterkünfte errichtet werden könnten.
Die Hilfswerk-Siedlung GmbH (HWS) in Berlin hat den Angaben zufolge das Erdgeschoss ihres Bürogebäudes geräumt, um dort kurzfristig Unterbringungsmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen. Zudem stehe die HWS im Austausch mit diakonischen Organisationen und Kirchgemeinden vor Ort, sowie in Polen und der Ukraine.

Die Stiftung Schönau in Heidelberg hält demnach Wohnraum für Flüchtlinge frei. Ferner werde geprüft, ob auch ein leerstehendes Pfarrhaus als Unterbringungsmöglichkeit kurzfristig in Frage komme.

Der Evangelische Immobilienverband Deutschland zählt nach eigenen Angaben bundesweit insgesamt rund 40.000 Wohnungen im Eigenbestand seiner Mitglieder. Zu seinen Mitgliedern zählen evangelische Wohnungsunternehmen, diakonische Einrichtungen, Landeskirchen, Kirchenkreise und Stiftungen.