Berlin (epd). In der Debatte über die Bundeswehrmission in Mali fordert die Welthungerhilfe eine klare Strategie der Bundesregierung. „Dazu gehört auch zu klären, was die Bundeswehr in Mali erreichen kann, welchen Nutzen das Engagement für die Stabilisierung des Landes hat und ob durch die Präsenz die Not der Bevölkerung gelindert werden kann“, sagte Generalsekretär Mathias Mogge den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Dienstag). „Die humanitäre Lage muss bei künftigen Entscheidungen wesentlich stärker als bisher beachtet werden.“
In der vergangenen Woche hatten unter anderen Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) Zweifel an dem Bundeswehreinsatz in dem westafrikanischen Land geäußert. Etwa 1.000 deutsche Soldaten beteiligen sich an der UN-Mission Minusma, die unter anderem den Schutz der Bevölkerung zum Ziel hat. Rund 100 weitere Soldaten sind im Rahmen der EU-Ausbildungsmission EUTM in Mali stationiert. Die Mandate für beide Einsätze müssen bis Ende Mai verlängert werden.
Seit einem Putsch 2020 sind die politischen Rahmenbedingungen der beiden Einsätze zunehmend komplizierter geworden. Zuletzt wurde die malische Übergangsregierung international kritisiert, nachdem sie angekündigt hatte, die für Februar vorgesehenen Wahlen um bis zu fünf Jahre zu verschieben. Auch wurde der französische Botschafter nach Kritik ausgewiesen und einem Bundeswehr-Airbus wurden die Überflugrechte verweigert.
„Die humanitäre Situation in Mali ist dramatisch“, unterstrich Mogge. „Das Land befindet sich in einer der schlimmsten Krisen seit Jahren mit etwa 7,5 Millionen Menschen, die auf Hilfe zum Überleben angewiesen sind.“ Dies wirke sich auch auf die politische Lage aus. „Wir empfehlen der Bundesregierung, zukünftig eine aktive Rolle bei anstehenden internationalen Verhandlungen zu übernehmen und die Entwicklung des Landes in den kommenden Jahren stärker zu begleiten“, sagte der Generalsekretär der Welthungerhilfe. „Deutschland hat keine koloniale Vergangenheit in Mali und sollte seinen guten Ruf im Land für eine ehrliche Vermittlerrolle nutzen.“
„Trotz aller großen Probleme in Mali und der Region darf sich Deutschland nicht abwenden, sondern sollte die friedensfördernden Kräfte und die Zivilbevölkerung großzügig unterstützen“, betonte Mogge. „Ein abrupter Abzug der Bundeswehr aus Mali würde die Probleme verschärfen.“ Zudem dürften Sanktionen nicht die Arbeit von internationalen und lokalen Hilfsorganisationen behindern. „Die aktuellen Erfahrungen in Afghanistan sind eine starke Warnung: Wenn ein Land durch Sanktionen isoliert und die Arbeitsbedingungen für Hilfsorganisationen massiv eingeschränkt werden, leiden die Menschen, die ohnehin ums Überleben kämpfen“, sagte er.