TV-Tipp: "Tatort: Saras Geständnis"

Alter Röhrenfernseher vor einer Wand
© Getty Images/iStockphoto/vicnt
13. Februar, ARD, 20.15 Uhr
TV-Tipp: "Tatort: Saras Geständnis"
Die "Tatort"-Filme aus Freiburg waren optisch und inhaltlich bislang meist eher trist; selbst der Fasnachtskrimi "Ich hab im Traum geweinet" (2020) war eher verstörend als erheiternd. Der achte Fall für das Duo Tobler und Berg (Eva Löbau, Hans-Jochen Wagner) bietet ebenfalls wenig Anlass für Frohsinn.

Das muss ein Krimi selbstredend auch nicht, aber es sollte zumindest eine Freude sein, ihn anzuschauen. "Saras Geständnis" bietet dafür jedoch wenig Anlass, zumal die Figuren kaum zur Identifikation einladen und die Mitwirkenden nicht gerade Glanz versprühen. Das klingt nach Krimikunst, und auch dagegen wäre nichts einzuwenden, aber Grimme-Preisträger Kai Wessel hat gerade fürs ZDF zuletzt weitaus bessere Arbeiten abgeliefert; herausragend war neben seinen "Spreewaldkrimis" vor allem die Serie "Die verlorene Tochter", ein clever konzipiertes sechsteiliges Krimidrama mit Henriette Confurius über die Rückkehr einer vor zehn Jahren spurlos verschwundenen jungen Frau. Sehenswert sind Wessels Filme in der Regel auch wegen der sorgfältigen Bildgestaltung, aber die ist diesmal eher routiniert als raffiniert (Kamera: Andreas Schäfauer).

Andererseits passt die trostlose Anmutung zur winterlichen Handlung: Verlegertochter Sara Manzer (Johanna Wokalek) ist nach fünf Jahren Haft entlassen worden. Sie saß im Gefängnis, weil sie angeblich ihren Vater erstochen hat. Tatsächlich hat sie die Tat auch gestanden, aber offenbar in erster Linie, weil sie endlich ihre Ruhe haben wollte: vor einem Kommissar (Werner Wölbern), der sie mit seinen Suggestivfragen immer mehr in die Enge getrieben hat; vor den abstoßenden Methoden der Boulevardpresse; und überhaupt vor all’ dem Trubel, der bis dahin ihr Leben geprägt hat. Während der Haft hat das einstige Partygirl dem Alkohol abgeschworen und zu sich selbst gefunden, aber natürlich holt die Vergangenheit sie wieder ein: Als ganz in der Nähe des Hauses ihrer Freundin, bei der sie fürs Erste wohnt, die Leiche eines ehemaligen Polizisten gefunden wird, hat die kaum aus der Haft entlassene Frau bereits Besuch von Tobler und Berg: Der ermordete Kollege hatte angeblich neue Erkenntnisse zu Saras Fall. Dass Sara ihn deshalb getötet haben sollte, ist zwar eher unwahrscheinlich, doch erneut sprechen diverse Tatsachen gegen sie, zumal sie kein Alibi hat.

Anstelle von "Saras Geständnis" könnte der Film auch "Scheiße am Schuh" heißen, aber das schickt sich natürlich nicht für einen Sonntagskrimi. Der Titel würde jedoch nicht nur das Schicksal der Hauptfigur treffend beschreiben, denn auch Berg klebt das Pech am Stiefel: Am Tatort hat er eine Auseinandersetzung mit einer Gafferin, die sich weder mit guten noch mit bösen Worten davon abhalten lässt, die Leiche des Polizisten zu filmen. Schließlich ist der Hauptkommissar derart sauer, dass er sich zu einer Handgreiflichkeit hinreißen lässt; kurz drauf kursiert das entsprechende Video als Beleg für vermeintliche Polizeigewalt im Internet. Zurück im Präsidium tritt er beim Aussteigen aus dem Auto in einen Hundehaufen. Fortan muss er sich selbst nach dem Schuhwerkwechsel ständig Bemerkungen über eine gewisse Anrüchigkeit gefallen lassen. 

Diese Ebene verschafft dem Film zumindest eine gewisse Heiterkeit, doch ansonsten dominiert die Tristesse. Sara findet trotz zwar trotz ihrer Vorstrafe einen Job als Küchenhilfe, wird aber von ihrem abstoßenden Schichtleiter sexuell belästigt, ihre Freundin Marlene (Sophie Lutz) ist offenkundig unglücklich in sie verliebt, eine Knastbekanntschaft (Annette Strasser) ist eine ziemlich schräge Figur, wie es sie vermutlich nur im TV-Krimi gibt, und das Kripo-Duo kommt bei seinen Ermittlungen auch nicht von der Stelle: Der Film ist quasi schon vorbei, und die beiden sind im Grunde keinen Schritt weiter. Am Ende hilft der Zufall Tobler auf die Sprünge; die entsprechende Loriot-Szene, als sie in der Wohnung des ermordeten Kollegen ein Bild gerade rücken will und auf diese Weise ein Versteck entdeckt, ist der einzige wirklich originelle Einfall. 

Astrid Ströher, lange Zeit Chefautorin der ZDF-Serie "Notruf Hafenkante" sowie Schöpferin der ZDF-Reihe "Lena Lorenz", hat zuletzt das Drehbuch zu "Du sollst nicht lügen" (2021) geschrieben. Der Sat.-1-Zweiteiler mit Felicitas Woll und Barry Atsma war ein fesselndes Krimidrama über Kontrolle, Macht und Demütigung. Mit Wessel hat Ströher bereits bei dem fesselnden Verschwörungs-Thriller "Im Tunnel" (ZDF) zusammengearbeitet. Typisch für ihren gemeinsamen "Tatort" ist eine Szene, in der die Kommissarin einen Verdächtigen erspäht. Anstatt sich unauffällig zu nähern, schreit sie quer über den Platz. Prompt läuft der Mann davon, aber genau das war wohl der Sinn der Übung: Die kleine Verfolgungsjagd durch die Freiburger Innenstadt beschert dem Film immerhin ein bisschen Dynamik.