Hilfsorganisationen: Corona-Pandemie verschärft Schuldenkrise

Hilfsorganisationen: Corona-Pandemie verschärft Schuldenkrise

Berlin, Aachen (epd). Wegen der Verschärfung der Staatsschuldenkrise müssen laut Hilfsorganisationen arme Länder weitere Abstriche bei der öffentlichen Daseinsvorsorge machen. Im Jahr 2021 hätten 83 Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen dringend benötigte öffentliche Ausgaben kürzen müssen, um den Schuldendienst weiter bedienen zu können, sagte Klaus Schilder, Experte für Entwicklungsfinanzierung bei Misereor, bei der Vorstellung des Schuldenreports 2022 am Mittwoch. Laut dem gemeinsam mit der Initiative Erlassjahr.de erstellten Bericht hat sich die Schuldenkrise in Entwicklungs- und Schwellenländern aufgrund der Corona-Pandemie weiter verschärft.

Dem Bericht zufolge sind 135 der 148 untersuchten Staaten kritisch verschuldet. Davon seien 39 Staaten besonders akut von Überschuldung bedroht, etwa Angola, Sri Lanka oder Tunesien. Das seien dreimal so viele Länder wie vor dem Beginn der Corona-Pandemie, sagte Kristina Rehbein, politische Koordinatorin von Erlassjahr.de. Die Zahl der kritisch verschuldeten Länder sei von einem „ohnehin hohen Niveau“ nochmal gestiegen.

Die Hilfsorganisationen forderten die Bundesregierung dazu auf, sich im Rahmen der G7-Präsidentschaft für eine Lösung der Staatsschuldenkrise einzusetzen. Dabei müssten auch private Gläubiger wie Banken, die einen Großteil der Forderungen gegenüber Entwicklungs- und Schwellenländern hielten, in die Pflicht genommen werden.

Für den Report ziehen die Autorinnen und Autoren verschiedene Indikatoren wie das Verhältnis der öffentlichen Schulden zu den Staatseinnahmen oder zum Bruttoinlandsprodukt heran. Auf dieser Grundlage wird die Überschuldungsgefahr der Staaten eingeschätzt. Untersucht wurden in diesem Jahr insgesamt ärmere 148 Staaten. Die Staatsschulden der OECD-Länder sowie der EU-Mitgliedsstaaten werden nicht in die Analyse einbezogen.

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