Gil Ofarim soll wegen Davidstern Hotel verlassen

Sänger Gil Ofarim
© Tobias Hase/dpa
Gil Ofarim ist nach eigenen Angaben Opfer eines antisemitischen Vorfalls in einem Leipziger Hotel geworden.
Antisemitismus in Leipzig
Gil Ofarim soll wegen Davidstern Hotel verlassen
Ein neuer Fall von Antisemitismus in Deutschland sorgt für Entsetzen: Der Musiker Gil Ofarim sollte in einem Leipziger Hotel seinen Davidstern ablegen. Die Staatsanwaltschaft kündigte an, den Fall zu prüfen.

Politiker und Vertreter der Gesellschaft haben die offenbar antisemitische Anfeindung gegen den deutschen Musiker Gil Ofarim in einem Leipziger Hotel verurteilt. Sachsens Innenminister Roland Wöller (CDU) sagte in Dresden, er hoffe, dass der Sänger Anzeige erstatte. Antisemitismus sei eine der bedrückendsten Erfahrungen. „Gäste, die zu uns kommen, sollen sich sicher fühlen“, sagte Wöller. Ofarim ist in München geboren. Politiker sowie zahlreiche Nutzer der sozialen Medien sprachen von einem inakzeptablen Vorfall und zeigten sich entsetzt.

Der auch als Schauspieler bekannte Ofarim wurde nach eigenen Angaben am Montagabend im Westin Hotel Leipzig erst ignoriert und auf Nachfrage aufgefordert, seinen an einer Halskette hängenden Davidstern wegzupacken, um an der Rezeption einchecken zu können. „Pack Deinen Stern ein“, soll das Hotelpersonal zu ihm gesagt haben. Der Musiker hatte den Vorfall auf Instagram öffentlich gemacht. Unter anderem hatte der „Berliner Kurier“ über den Vorfall berichtet.

Die Leipziger Staatsanwaltschaft kündigte an, den Vorfall zu prüfen. Sie erwarte am Dienstag dazu von der Polizei entsprechendes Material, sagte ein Sprecher dem Evangelischen Pressdienst (epd) auf Anfrage. Der Davidstern ist eines der prominentesten Symbole des Judentums. Während der NS-Zeit wurde der Stern den Juden als Stigma aufgezwungen.

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Das Hotel erklärte auf Facebook, „wir sind besorgt über diesen Bericht und nehmen die Angelegenheit sehr ernst. Wir versuchen mit allen Mitteln, mit Herrn Ofarim in Kontakt zu treten, während wir dringend nachforschen, was hier passiert ist.“ Ziel sei es, alle Gäste und Mitarbeiter zu respektieren, unabhängig davon, welcher Religion sie angehören. Mittlerweile hat er Betrieb Medienberichten zufolge die betreffenden Mitarbeiter beurlaubt. "Wir sind ein weltoffenes Hotel und lehnen jede Form von Intoleranz, Diskriminierung und Antisemitismus auf das Schärfste ab", zitierte die "Leipziger Volkszeitung" (Mittwoch) die stellvertretende Managerin Antje Reichstein.

Wegen der "unerträglichen Vorwürfe von Herrn Ofarim" sei die Hotelleitung besorgt und alarmiert. Antisemitismus sei nicht entschuldbar und werde nicht geduldet. Die Hotelführung versuche mit Gil Ofarim persönlich in Kontakt zu treten, um den Vorfall vollständig aufzuklären.

Enttäuschung über Kommunikation des Hotels

Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat sich enttäuscht über eine fehlende offizielle Reaktion des Leipziger Westin Hotels nach dem mutmaßlichen antisemitischen Vorfall gezeigt. „Wir sind mehr als irritiert, dass eine deutliche Entschuldigung des Hotels gegenüber Gil Ofarim bisher ausgeblieben ist“, erklärte Zentralratspräsident Josef Schuster am Mittwoch in Berlin.

Zugleich kritisierte er ein Banner, das vor dem Hotel bei einer Demonstration am Dienstagabend gezeigt wurde. „Nach der antisemitischen Anfeindung gegen einen Juden in Deutschland fällt dem Hotel nichts anderes ein, als die israelische Flagge und Symbole des Islam auf ein Banner zu drucken“, erklärte Schuster. Und dass, obwohl die Leipziger Synagoge fußläufig vom Hotel entfernt liege.

„Offenbar gibt es im Westin Grand in Leipzig wenig Bewusstsein dafür, dass Juden Teil der deutschen Gesellschaft sind“, kritisierte Schuster. 

Auch Ofarim ist von der Kommunikation des Hotels enttäuscht. „Ich habe bislang weder eine Stellungnahme, noch eine Form der Entschuldigung erhalten, gar nichts“, sagte der Sänger dem ARD-Magazin „Brisant“. Ob er Anzeige gegen die Mitarbeiter des Hotels stellen werde, habe er noch nicht entschieden. Die Staatsanwaltschaft Leipzig hatte angekündigt, die Vorwürfe zu prüfen.

Der Vorfall hatte bundesweit für Empörung gesorgt. „Dass es so hohe Wellen schlägt, hätte ich nicht gedacht“, sagte der Musiker dem ARD-Magazin. Er sei aber „sehr dankbar, dass es nicht unterging und dass es die Gesellschaft mitkriegen kann“. Er hoffe, „dass sich diesmal auch etwas ändern kann“.

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe, es sei gut und wichtig, dass der Musiker diesen „inakzeptablen Vorgang“ öffentlich gemacht habe. Der Fall zeige aber auch, wie viel mehr Aufklärung in Deutschland nötig sei.

Sachsens Beauftragter für jüdisches Leben, Thomas Feist, zeigt sich schockiert, dass so ein Vorfall in einem internationalen Hotel passiert. „Da bleibt einem die Sprache weg“, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd). Eine Entschuldigung sei das Mindeste. Zudem müsse das Personal geschult und aufgeklärt werden.

Laut Medienberichten hatten noch am Dienstagabend vor dem Leipziger Hotel rund 600 Menschen gegen Antisemitismus demonstriert. Dass dabei ein Banner mit dem Logo des Hotels, eingerahmt von israelischen Flaggen sowie Halbmond und Stern, hochgehalten werde, zeige aber auch „einen großen Nachholbedarf vieler, was Wissen über Jüdischsein und den Staat Israel betrifft“, sagte Klein.

Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes sprach von einem „unfassbaren Fall von Antisemitismus“. Der Vorfall könne nicht folgenlos bleiben. Auch die Vorsitzende des Förderkreises Denkmal für die ermordeten Juden Europas, Lea Rosh, reagierte: Juden seien in Deutschland schon einmal in Hotels unerwünscht gewesen. „Wir fordern eine lückenlose Aufklärung und personelle Konsequenzen“.

Sachsens stellvertretender Ministerpräsident Martin Dulig (SPD) entschuldigte sich auf Twitter für die „antisemitische Demütigung“. „Wir haben noch viel zu tun in Sachsen“, erklärte er. Der Angriff auf Ofarim mache ihn wütend. Er spreche „stellvertretend für die übergroße Mehrheit der Menschen in Sachsen“. Sozialministerin Petra Köpping (SPD) forderte eine gründliche Aufklärung. „Ich erwarte hier eine Stellungnahme des Hotels“, twitterte sie am Dienstag.