Schüller: Frauenfrage ist "Überlebensfrage" der katholischen Kirche

Schüller: Frauenfrage ist "Überlebensfrage" der katholischen Kirche
28.09.2021
epd
epd-Gespräch: Franziska Hein

Münster (epd). Die Beteiligung von Frauen an Weiheämtern ist nach Meinung des Münsteraner Kirchenrechtlers Thomas Schüller die Zukunftsfrage für die katholische Kirche. „Die Macht hängt in der katholischen Kirche von der Weihe ab“, sagte Schüller dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Die Frage der Frauen ist die Überlebensfrage der Kirche.“ Von der Frage, ob die Bischöfe bereit seien, ihre Macht zu teilen, hänge die Zukunft der katholischen Kirche ab.

Von Donnerstag an beraten katholische Bischöfe und Laien in ihrer zweiten Synodalversammlung in Frankfurt am Main über Reformvorschläge und Strukturveränderungen der Kirche. Der Reformprozess, der sogenannte Synodale Weg, wurde von der katholischen Deutschen Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken vereinbart, um Lehren aus dem Missbrauchsskandal zu ziehen.

Er halte die bereits vorliegenden Reformvorschläge für sinnvoll und auch weitgehend umsetzbar, sagte Schüller. Was in den Synodalforen erarbeitet worden sei, betrachte er wohlwollend, wenngleich ihm einige Vorschläge nicht weitreichend genug seien, sagte der Kirchenrechtler.

So heißt es in einem der bei der Synodalversammlung am Freitag in erster Lesung vorliegenden Vorschläge, dass Laien mehr Mitbestimmungsrecht bei der Bischofswohl erhalten sollen. Sie sollen beispielsweise bei der Kandidatenliste beratend hinzugezogen werden oder später ein Anhörungsrecht vor der Auswahl eines Kandidaten erhalten. Schüller sagte, diese Forderung sei nicht weitgehend genug. Denn das Votum der Laien sei in keiner Weise bindend für eine Entscheidung des Papstes.

Das Recht, Bischöfe zu ernennen, habe das Papstamt erst in der jüngeren Zeit, erklärte Schüller. Zuvor seien Bischöfe durch das Kirchenvolk gewählt worden. Weltweit sei das jedoch nur noch in der Diözese Basel der Fall, sagte er. Das Recht der Laien, Bischöfe zu wählen, sei daher vereinbar mit der katholischen Tradition.