UN alarmiert über Gewalt gegen Zivilisten in Afghanistan

UN alarmiert über Gewalt gegen Zivilisten in Afghanistan

Genf (epd). Angesichts der Taliban-Offensive hat die UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet die Gewalt gegen die afghanische Zivilbevölkerung angeprangert. Alleine in den vier Städten Lashkar Gahr, Kandahar, Herat und Kundus seien seit Mitte Juli mindestens 183 Menschen getötet und 1.181 weitere verletzt worden, sagte Bachelet am Dienstag in Genf. Demnach kamen die Zivilistinnen und Zivilisten sowohl bei Bodenkämpfen als auch bei Luftschlägen ums Leben. Seit Beginn der Offensive der radikal-islamischen Taliban im Mai seien insgesamt 214.000 Afghaninnen und Afghanen vor den Kämpfen geflohen.

Am Hindukusch erobern die Taliban derzeit immer mehr Territorium. In mehreren afghanischen Großstädten kommt es zu schweren Kämpfen mit den Regierungstruppen. Laut UN kontrollieren die Taliban mit Kundus, Sarandsch, Sar-e-Pul, Scheberghan, Taloqan und Aybak inzwischen sechs der insgesamt 34 Provinzhauptstädte des Landes. Bachelet forderte ein Ende der Kämpfe. Ein weiteres Blutvergießen müsse verhindert werden, sagte sie.

Die UN-Kommissarin zeigte sich auch besorgt über Menschenrechtsverletzungen in von den Taliban kontrollierten Gebieten. Es gebe Berichte, dass Frauen und Mädchen dort nur noch mit einem männlichen Begleiter das Haus verlassen dürften. Frauen, die sich dem widersetzten, würden ausgepeitscht oder geschlagen. Viele Afghaninnen und Afghanen fürchteten zurecht, „dass eine Machtergreifung der Taliban die Fortschritte bei der Achtung der Menschenrechte der vergangenen zwei Jahrzehnte zunichtemachen würde“, sagte Bachelet.

Die Vereinten Nationen hatten zuletzt bereits vor einem dramatischen Anstieg der zivilen Opfer in Afghanistan gewarnt. So seien seit Beginn des Jahres bis Ende Juni 1.659 Zivilisten getötet und 3.524 Menschen verletzt worden. Friedensgespräche zwischen den afghanischen Konfliktparteien sind bislang ohne Ergebnis geblieben.