Beeindruckend!

Schlange
©Felipe Simo/Unsplash
Zuversichtsbrief Woche 73
Beeindruckend!

Darauf sagte der Herr zu Mose: "Ich bestimme es so: Du wirst an Gottes Stelle vor dem Pharao stehen. Dein Bruder Aaron wird dein Prophet sein, der deine Worte weitergibt. Du sollst alles ausrichten, was ich dir auftrage. Das soll dein Bruder Aaron dem Pharao weitersagen, damit er die Israeliten aus seinem Land ziehen lässt. Aber zuvor werde ich den Pharao starrsinnig machen. Ich werde in Ägypten viele Zeichen und Wunder tun. Doch der Pharao wird nicht auf euch hören."

"Wenn der Pharao zu euch sagt: 'Tut ein Wunder!', dann sage zu Aaron: ˏNimm deinen Stab und wirf ihn vor dem Pharao auf den Boden.´ Er wird zu einer Schlange werden." So gingen Mose und Aaron zum Pharao. Sie machten es genau so, wie der Herr gesagt hatte. Vor dem Pharao und seinen Leuten warf Aaron seinen Stab auf den Boden. Da wurde der Stab zur Schlange. Auch der Pharao rief seine Weisen und Zauberer. Diese ägyptischen Magier vollbrachten mit ihren Zauberkünsten das gleiche Wunder: Jeder warf seinen Stab auf den Boden, und die Stäbe wurden zu Schlangen. Aber Aarons Stab verschlang die Stäbe der Magier. Doch der Pharao wollte nicht begreifen. Er hörte nicht auf sie, wie der Herr es vorausgesagt hatte.

2. Mose 7,1−4a.9−13. Hören Sie hier den gesamten Abschnitt vorgelesen von Helge Heynold.

Liebe Menschen im Virus-Widerstand,

"Die Zahlen steigen wieder." Wie gehen Sie mit diesem Satz aus den Nachrichten um? Mir kommen ganz unterschiedliche Gedanken: Zwischen "So schlimm wird es diesmal nicht werden" und "Hört das denn nie auf?" denke ich Sätze wie "In anderen Ländern ist es viel schlimmer" und "Warum lassen sich bei uns nicht alle impfen?" Und schließlich setzt sich in mir der Gedanke durch: "Ich habe es satt, mir von diesem Virus all meine Gedanken bestimmen zu lassen!"

Wenn ich derzeit im zweiten Buch Mose lese, im "Exodus", dann fühle ich mich den Israeliten sehr nah, von denen dort erzählt wird. Sicherlich ist es ein riesiger Unterschied, ob man zur Sklavenarbeit gezwungen wird, oder ob man wie ich lediglich alte Freiheiten vermisst. Trotzdem bin ich "bedrückt" und will endlich raus aus den immer wiederkehrenden Nachrichten von neuen Wellen und Varianten. Und darum tut es mir gut, von dem Auszug der Israeliten aus Ägypten zu lesen. Dabei habe ich ein Detail entdeckt, das ich heute gern mit Ihnen teilen möchte.

Es ist die Tatsache, dass Gott den Auszug extra schwer macht, bevor er geschieht. Die Tatsache ist mir nicht neu. Ich habe mich schon früher darüber geärgert, dass Gott erst den Pharao starrsinnig macht, ihn "verstockt", wie Luther es übersetzt, um ihn später dafür zu bestrafen, dass er die Israeliten nicht gehen lässt. Später habe ich diesen Umstand damit abgetan, dass ich mir sagte: Gott sagt ja selbst, dass er dadurch seine Größe zeigen will, dass er Israel gegen alle Widerstände retten wird. Heute sehe ich im Starrsinn des Pharaos eine treffende Beschreibung der Wirklichkeit. Angesichts der Unvernunft im Umgang der Menschheit mit den Krisen der Welt erkenne ich: Anscheinend ist dies ein Teil unseres Menschseins. Und dieser Text sagt, dass auch Starrsinn und Verstocktheit von Gott stammen.

Es ist zunächst ein unangenehmer Gedanke, dass wir Gott nicht nur unsere Fähigkeiten verdanken, zu lachen und Kinder zu machen, sondern auch den Starrsinn. Andererseits scheint Gott diese ärgerliche Gabe unterschiedlich zu dosieren. Der Pharao ist eben extra verstockt. Trotzdem soll Mose zum Pharao gehen, um ihm immer wieder zu sagen: "Gott spricht: Lass mein Volk ziehen!" Die Widrigkeiten, mit denn sich Mose und sein Bruder Aaron dabei herumschlagen müssen, werden im Textabschnitt für diese Woche besonders anschaulich erzählt: Da bekommt Aaron schon einen Zauberstab von Gott, der sich in eine Schlange verwandeln kann, und dann können die ägyptischen Magier ihm das nachmachen! Aarons Stab frisst zwar die Stäbe der Magier auf, aber das ändert auch nichts an der Tatsache: Der Pharao ist und bleibt uneinsichtig.

Diese magische Szene amüsiert mich. Man kann viel in sie hineinlesen, schließlich war die Uräusschlange in Ägypten ein Zeichen der göttlichen Macht des Pharaos. Auf mich wirken die Zauberstabschlangen aber auch wie ein Duell aus der Welt von Harry Potter. In jedem Fall wird hier bebildert, wie Starrsinn funktioniert: Anstatt hinzuhören auf die Worte von Mose und Aaron, anstatt hinzuschauen auf das Zeichen, das Aaron mit dem Stab vollbringt, wird gleich dagegengehalten. "Das können wir auch!" Es geht gar nicht um einen Trick mit dem Stab, aber die Botschaft "Lass uns frei!" wird nicht gehört. Das sind die verstockten, die dummen Reaktionen, zu denen wir Menschen fähig sind. Wir hören etwas und reagieren darauf, ohne wirklich zu verstehen, worum es geht. Das geschieht in mir, wenn ich von steigenden Inzidenzen höre und gleich denke: "Also, ich lass mich nicht weiter einsperren!" Es sind Reaktionen ohne eine funktionierende Verbindung zwischen Ohr, Hirn und Herz. "Starrsinn" ist ein passendes Wort dafür: ein starrer Sinn, kein beweglicher.

Was hilft? Natürlich richtiges Zuhören und darüber nachdenken, was man sieht. Dafür braucht es die innere Haltung, sich beeindrucken zu lassen. Nicht "Kann ich auch!", sondern "Schau mal an!" Und dies soll die Wochenaufgabe sein: Lassen Sie sich beeindrucken! Hören Sie den Nachrichten aufmerksam zu, und entdecken Sie das Neue darin! Hören Sie in Gesprächen mit der Haltung "Schau mal an!" zu. Sie werden überrascht sein, wie viel Ihnen über den Weg läuft, das sich lohnt wahrzunehmen. Vielleicht sind Sie von einem Erlebnis sogar so beeindruckt, dass Sie an Ihrem eigenen Denken oder Handeln etwas ändern wollen.

Bleiben Sie beweglich und behütet!

Ihr Frank Muchlinsky