Kritik an Impfaktion in Mainzer Gymnasium wächst

Kritik an Impfaktion in Mainzer Gymnasium wächst

Mainz (epd). Einen Tag nach der organisierten Impfung von Schülern eines katholischen Mainzer Gymnasiums ist das rheinland-pfälzische Gesundheitsministerium auf deutliche Distanz zu der Aktion gegangen. „Seit Beginn der Impfkampagne gilt leider bis heute: Der Impfstoff ist Mangelware“, erklärte Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD) am Mittwoch in Mainz. Deswegen sei es weiterhin richtig, dass zuerst Menschen mit hohem Ansteckungsrisiko oder erhöhter Gefahr eines schweren Krankheitsverlaufs geimpft werden. Im Sinne der Gerechtigkeit sei es aus Sicht des Landes selbstverständlich, dass zuerst die Menschen der festgelegten Priorisierungsgruppen zum Zug kämen.

Das Land werde in seinen Impfzentren an diesem Prinzip daher vorerst festhalten. Aktionen wie die im Mainzer Theresianum könnten „schlimmstenfalls zur Folge haben, dass das nötige Vertrauen und die Akzeptanz für die Impfkampagne sinkt“. Dies müsse dringend verhindert werden. Den Minister hatten nach eigenen Angaben Rückmeldungen vieler Bürgerinnen und Bürger erreicht, die kein Verständnis für die schnelle Impfung der Schülerinnen und Schüler gezeigt hätten. Für die Entscheidung, die Priorisierung bei den Coronavirus-Impfungen bereits jetzt aufzuheben, sei allerdings das Bundesgesundheitsministerium verantwortlich.

Die Mainzer Schule hatte für rund 150 Schülerinnen und Schüler über 16 sowie Abiturienten eine Impfstraße aufgebaut. Ärzte aus der Elternschaft hatten den Impfstoff organisiert und einen Tag nach der offiziellen Aufhebung des bisherigen Terminvergabe-Verfahrens verimpft. In Rheinland-Pfalz warteten Anfang der Woche noch mehr als 200.000 Menschen aus einer der drei Priorisierungsgruppen auf eine Terminvergabe.

Auch in sozialen Netzen wurde die Initiative kontrovers diskutiert. „Unsolidarisch, unverantwortlich“, kommentierte der rheinland-pfälzische DGB-Landeschef Dietmar Muscheid auf Facebook. „Den Ärzten müsste man die Zulassung entziehen.“ Die Schulleitung hatte die Aktion im Vorfeld verteidigt und betont, niemandem werde dadurch Impfstoff weggenommen. Die Dosen seien über offizielle Kanäle bestellt worden.