Kirchen rufen an Pfingsten zu Mut und Neubeginn auf

Mut und Neubeginn
© Marc Kleen/Unsplash
An Pfingsten haben die Kirchen in Deutschland zu Mut und Neubeginn, aber auch zur Nachdenklichkeit aufgerufen.
Kirchen rufen an Pfingsten zu Mut und Neubeginn auf
Der Heilige Geist als "Atem Gottes": Gerade in Corona-Zeiten können Glaube und christliche Werte Halt und Hoffnung geben, lautete die Botschaft der diesjährigen Pfingstpredigten. Schwerpunkte waren auch Appelle für Miteinander und gegen Rassismus.

Am zweiten Pfingstfest in Corona-Zeiten haben die großen Kirchen in Deutschland zum Miteinander, zu Mut und Neubeginn aufgerufen. Die Erfahrungen aus der Pandemie sollten Anstoß für ein Umdenken sein, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, verwies auf den Heiligen Geist als "Atem Gottes", der Neues schöpfe.

Neben einer "tiefen Müdigkeit" sei Nachdenklichkeit das beherrschende Gefühl vieler Menschen, sagte Bedford-Strohm in seiner Predigt in der Münchner Matthäuskirche. Die Pandemie habe den Menschen schmerzlich ihre Grenzen aufgezeigt. Das könne aber der erste Schritt für "ein gutes Leben" in diesen Grenzen sein. Als Konsequenz aus der Pandemie sollten die Menschen ihre Endlichkeit annehmen, "anstatt wissenschaftlichen Heillehren aus der digitalen Welt" auf den Leim zu gehen, sagte der bayerische Landesbischof.

Globale Solidarität

Georg Bätzing betonte in seiner Predigt im Limburger Dom: "Nie zuvor ist mir die Metapher vom 'Atem Gottes' für den Heiligen Geist so nah und tröstlich gewesen wie jetzt in Zeiten der Pandemie." Die Bezeichnung "Atem Gottes" sei nicht zufällig eine der ältesten Metaphern für den Heiligen Geist, sagte der Limburger Bischof. Und durch das Coronavirus sei gerade das Selbstverständlichste der Welt betroffen, nämlich das Atmen.

Der württembergische Landesbischof Frank Otfried July mahnte eine weltweite Solidarität angesichts der Pandemie an. "Wenn die Pandemie global ist, muss auch die Hilfe global sein", sagte er am Pfingstmontag in der Stuttgarter Stiftskirche.

Welt der Vielfalt

Die Kraft des Glaubens helfe in schwierigen Zeiten. „Wenn wir klug sein wollen, setzen wir auf Gott - bauen wir auf ihn“, sagte die pfälzische Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst bei einem Pfingstgottesdienst in der Speyerer Gedächtniskirche. Zu allen Zeiten sei es den Menschen um Sicherheit, Zukunft und Wohlstand gegangen, sagte Wüst. In ihrer Sehnsucht nach Sicherheit bauten diese immer neue Türme „gegen die Angst, gegen die Zeit, gegen das Vergessen“. Gott fehle jedoch oftmals in dieser Vision. Auch der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung betonte die besondere Kraft des Glaubens, die Menschen in einer immer vielfältigeren Welt zusammenführe.

Auch Landesbischof Ralf Meister aus Hannover unterstrich in seiner Predigt den Wert der gesellschaftlichen Vielfalt und des Miteinanders. Die Aufforderung des Pfingstfestes laute, verschiedene Perspektiven zu kombinieren und verschiedene Sichtweisen miteinander zu verbinden, betonte er.

Bremens leitender evangelischer Theologe Bernd Kuschnerus rief zu mehr Achtung voreinander auf. Er erlebe in der Pandemie nicht nur Verschwörungsideologien oder Fake-News, sondern eine fast gnadenlose Rechthaberei, sagte der Schriftführer der Bremischen Evangelischen Kirche in einer Videobotschaft.

Der Braunschweiger Landesbischof Christoph Meyns lenkte den Blick auf die Schwächsten in der Gesellschaft. Ausgehend von der biblischen Erzählung des „Turmbau zu Babel“ forderte er den Verzicht auf Statusdenken und das Streben nach Größe. Bedeutender sei das Vertrauen in die Liebe Gottes, die Reiche und Arme gleichermaßen trage. Dieses Vertrauen könne die Perspektive verändern und dabei helfen, "sich dorthin zu wenden, wo andere Menschen uns brauchen, wo unsere Erde uns braucht", betonte Meyns im Braunschweiger Dom.

In der Oldenburger Garnisonkirche erinnerte der evangelisch-reformierte Kirchenpräsident Martin Heimbucher an das christliche Prinzip der Gewaltlosigkeit. "Es ist ein anderer Geist, es ist eine andere Logik, die in der Gemeinde Jesu Christi herrschen sollen." Anstelle obrigkeitlicher Gewalt sollten Christen bereit sein, einander zu dienen und zu helfen. Der Oldenburger Bischof Thomas Adomeit sagte mit Blick auf den Nahost-Konflikt: "In Jerusalem wurde damals der Geist zu Pfingsten ausgeteilt. Wenn ich heute nach Jerusalem schaue, werde ich traurig."