Missbrauchsbeauftragter: Erzbischof Woelki zerstört Vertrauen

Missbrauchsbeauftragter: Erzbischof Woelki zerstört Vertrauen

Köln, Hamburg (epd). Der unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Johannes-Wilhelm Rörig, hat den Umgang des Kölner Erzbischofs Rainer Maria Woelki mit Missbrauchsfällen scharf kritisiert. "Dieses Verhalten diskreditiert den Aufarbeitungsprozess in der katholischen Kirche insgesamt und zerstört Vertrauen, das eigentlich zurückgewonnen werden müsste", sagte Rörig dem Magazin "Spiegel". All die, die zur Vertuschung von sexualisierter Gewalt in der Kirche beigetragen haben, "müssen benannt werden, auch was sie getan haben", betonte Rörig. "Das ist der einzige Weg für die Kirche, Vertrauen und Glaubwürdigkeit zurückzuerlangen."

Woelki wird Vertuschung vorgeworfen, weil er 2015 nach der Prüfung von Personalakten einen mutmaßlichen Missbrauchsfall nicht an den Apostolischen Stuhl in Rom gemeldet hat. Im vergangenen Jahr stoppte das Erzbistum zudem die geplante Veröffentlichung eines Gutachtens zu den Missbrauchsfällen im Erzbistum wegen "methodischer Mängel" und gab eine neue Untersuchung in Auftrag. Der Kölner Diözesanrat kündigte wegen der schleppenden Aufarbeitung jetzt die Mitwirkung am katholischen Reformprozess "Pastoraler Zukunftsweg" vorerst auf. Erzbischof Woelki habe "als moralische Instanz versagt" und zeige bis heute keine Haltung", kritisierte der Diözesanrat.

Rörig sagte zum Umgang mit Missbrauch, Kirchenvertreter hätten lange Zeit alles abgewehrt, was die Institution angreife: "Betroffene wurden eher als Störer im kirchlichen Leben gesehen." Dies habe den Urauftrag der Kirche vollkommen diskreditiert. Inzwischen habe er den Eindruck, dass die Einsicht langsam wachse. Der Missbrauchsbeauftragt würdigte das Vorgehen des Limburger Bischofs Georg Bätzing, der Namen von Verantwortlichen veröffentlicht hatte, als beispielhaft.

Rörig, der bald nach neun Jahren aus dem Amt scheidet, hatte vergangenes Jahr mit Bischof Stephan Ackermann, dem Missbrauchsbeauftragten der Deutschen Bischofskonferenz, eine "Gemeinsame Erklärung" für die unabhängige Aufarbeitung in den Diözesen verabschiedet.