Misereor: Corona sorgt für mehr Gewalt und Menschenrechtsverletzungen

Misereor: Corona sorgt für mehr Gewalt und Menschenrechtsverletzungen

Aachen (epd). Das katholische Hilfswerk Misereor warnt davor, dass die Corona-Pandemie in zahlreichen Ländern der Welt Gewalt und Menschenrechtsverletzungen verstärkt. So nutzten derzeit einige Regierungen die Krisensituation und die geringere internationale Aufmerksamkeit für Repressionen vor allem gegen Minderheiten, sagte der Fachreferent für Friedensförderung und Konflikttransformation des Hilfswerks, Thomas Kuller, am Donnerstag in Aachen. In Indien und Sri Lanka sei es zu Gewalt Bürger muslimischen Glaubens gekommen. Auch Übergriffe gegen die Bevölkerungsgruppe der Dalits hätten zuletzt zugenommen.

"Corona befeuert Konflikte insbesondere dadurch, dass in der Pandemie-Situation auch verstärkt die Frage nach Gerechtigkeit gestellt wird", betonte Kuller. Die Folgen des Corona-Lockdowns bekämen in verstärktem Maße marginalisierte und verarmte Bevölkerungsgruppen zu spüren - in Form von Hunger, Arbeitslosigkeit, mangelnden Bildungsmöglichkeiten und unzureichendem Zugang zur Gesundheitsversorgung.

In der Pandemie seien auch zunehmend demokratische Rechte bedroht. "Wir stellen fest, dass die Corona-Pandemie andere schwere Krisen etwa der Sozialsysteme, der ökologischen Belastungen, aber auch der Demokratie verschärft zum Vorschein bringt", mahnte Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel. So betrachten die Vereinten Nationen Pläne der indischen Regierung mit Sorge, Umweltverträglichkeitsprüfungen künftig auch ohne die öffentliche Anhörung der Bevölkerung umzusetzen. Aus Indonesien wird berichtet, dass es dort Pläne gibt, Arbeitnehmerrechte abzubauen und zur Durchsetzung wirtschaftlicher Interessen Umweltstandards zu senken.