Spahn: Corona macht ruhiges Silvester notwendig

Spahn: Corona macht ruhiges Silvester notwendig
In der Corona-Pandemie steht Deutschland zum Jahreswechsel zugleich an einem Wendepunkt und noch mitten in der Krise. Die Impfungen haben begonnen, die Todeszahlen sind hoch. Gesundheitsminister Spahn mahnt zu Geduld und vernünftigem Verhalten.

Berlin (epd). Einen Tag vor Silvester haben sich Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und der Präsident des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, erneut mit eindringlichen Appellen an die Bevölkerung gewendet, die privaten Kontakte gering zu halten. Spahn sagte am Mittwoch in Berlin, es sei notwendig, "dass dieses das wahrscheinlich ruhigste Silvester werden wird, an das sich Deutschland erinnern kann".

In Hinblick auf die Corona-Schutzimpfungen mahnte Spahn zur Geduld. "Der Impfstoff ist auf der ganzen Welt knapp", sagte er. Er verstehe, dass viele Menschen gerade ungeduldig würden und so schnell wie möglich geimpft werden wollten. Zug um Zug würden mehr Dosen des Impfstoffs von Biontech/Pfizer und weitere Impfstoffe zur Verfügung stehen.

"Der Impfstart ist gelungen", bilanzierte Spahn, nachdem am Sonntag EU-weit die Impfungen begonnen hatten. Mehr als 1,3 Millionen Dosen würden allein in Deutschland noch in diesem Jahr ausgeliefert, über 60.000 Menschen vor allem in Pflegeheimen seien bereits geimpft. Ausdrücklich rief der Minister Mediziner und Pflegekräfte auf, sich impfen zu lassen. Sie hätten eine "doppelte Verantwortung". "Sie sind Vorbild für viele, und sie schützen sich und andere", sagte Spahn.

Angesichts der weiter hohen Infektions- und Todeszahlen machte Spahn keine Hoffnung, dass die derzeitigen Einschränkungen gelockert werden. Auch nach dem 10. Januar brauche es eine starke Reduzierung der Kontakte, sagte er. Zur Frage nach einer Öffnung von Schulen und Kindertagesstätten verwies er auf die für den 5. Januar geplanten Bund-Länder-Beratungen, denen er nicht vorgreifen wolle. Im Zweifel sei er selbst aber dafür, "lieber jetzt am Stück eine Woche zu lang als ein Woche zu wenig", sagte Spahn.

Die derzeitigen zum 16. Dezember in Kraft getretenen Kontaktbeschränkungen gelten noch bis zum 10. Januar. Ziel der bundesweiten Einschränkungen ist es, die Zahl der Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner auf maximal 50 innerhalb von einer Woche zu senken. Am 5. Januar wollen sich die Regierungschefs der Bundesländer erneut mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) beraten.

Das Robert-Koch-Institut (RKI) hatte am Mittwoch erstmals seit Beginn der Pandemie mehr als 1.000 Corona-Tote binnen 24 Stunden gemeldet. Danach starben den Meldungen der Gesundheitsämter zufolge weitere 1.129 Menschen im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion. Die Gesamtzahl der Todesfälle in Deutschland stieg auf 32.107. Zudem wurden 22.459 Neuinfektionen gemeldet.

RKI-Chef Wieler sagte, die plausibelste Erklärung für die hohen Todeszahlen seien Nachmeldungen wegen der Weihnachtsfeiertage. Nach Feiertagen und Wochenenden gehen üblicherweise weniger Meldungen der Gesundheitsämter beim RKI ein. Es werden auch weniger Menschen auf das Virus getestet.

Mit mehr als 5.600 gebe es auch bei den Corona-Intensivpatienten einen "traurigen Höchststand", sagte Wieler und verwies auf die Lage in den Klinken. Nicht nur Intensivbetten, auch normale Betten würden knapp. Wie Spahn betonte auch der RKI-Chef die zentrale Bedeutung des Verhaltens im privaten Umfeld für den weiteren Verlauf der Pandemie. Für Silvester bedeute das, je weniger intensiv gefeiert werde, "desto besser stehen wir im Januar da", sagte Wieler. Trotz der Impfungen müssten sich alle weiter an die Regeln halten, sagte Wieler, da es noch Monate dauern werde, bis das Virus weniger zirkuliere.

Ärztepräsident Klaus Reinhardt erwartet, dass die Bereitschaft zur Corona-Impfung wächst. "Ich gehe davon aus, dass die jetzigen Umfrageergebnisse zur Impfbereitschaft von der Realität übertroffen werden", sagte er dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" (Mittwoch). Bisher zeigen Umfragen, dass sich nur etwas mehr als die Hälfte der Deutschen impfen lassen will. Für eine Herdenimmunität ist aber eine Rate zwischen 65 und 70 Prozent nötig.

Der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, rief die Pflegekräfte auf, sich gegen Corona impfen zu lassen. Nach derzeitigem Kenntnisstand seien etwa 95 von 100 geimpften Personen vor einer Erkrankung geschützt, sagte Westerfellhaus der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Mittwoch). Man habe richtigerweise festgelegt, dass ältere Menschen und Menschen, die aufgrund ihrer Berufstätigkeit Kontakt zu besonders durch Covid-19 gefährdeten Personen haben, zuerst geimpft werden.

epd bm/fu/lnb/lwd kfr