Nürnberger Christkind bleibt trotz Corona optimistisch

Das Nürnberger Christkind Benigna Munsi
Daniel Karmann/dpa
Alle rund 150 Termine des Nürnberger Christkinds Benigna Munsi in Kindergärten, Krankenhäusern, im Sternenhaus und in Seniorenheimen sind wegen der Corona-Pandemie gestrichen. Doch sie schaut optimistisch auf den nächsten Winter, in dem sie als "Auslands-Christkind" unterwegs sein wird.
Nürnberger Christkind bleibt trotz Corona optimistisch
Das Nürnberger Christkind Benigna Munsi geht gelassen mit der fast vollständigen Absage ihrer zweiten Saison um. Alle rund 150 Termine in Kindergärten, Krankenhäusern, im Sternenhaus und in Seniorenheimen sind wegen der Corona-Pandemie gestrichen. Im Gespräch mit dem epd spricht die 18-Jährige über die außergewöhnliche Amtszeit.

Nur im digitalen Adventskalender der Stadt und bei den BR-Sternstunden taucht die Symbolfigur der Nürnberger Weihnacht in diesem Jahr auf. Alle physischen Verabredungen wurden abgesagt. Benigna Munsi finde das sehr schade, "weil die Termine einem schon sehr viel geben", erklärt sie. "Andererseits bin ich froh, dass ich eine Amtszeit hatte, die ganz normal abgelaufen ist." Die Erinnerung daran trage sie bei sich "und die kann ich immer wieder hervorholen und das tröstet mich". Die Amtszeit als Nürnberger Christkind dauert zwei Jahre.

Sie könne verstehen, wenn Menschen, deren Geschäft wegen Corona in diesem Jahr zusammengebrochen und für die Vieles schiefgelaufen sei, enttäuscht seien, sagt sie. Sie selbst sei von Corona nicht schwer getroffen worden. "Für mich war nichts schlimm. Ich hab mein Abitur geschrieben trotz Corona, ich habe meinen Studienplatz bekommen." Und sie schaut optimistisch auf den nächsten Winter, in dem sie für Nürnberg als sogenanntes "Auslands-Christkind" unter anderem in die USA fliegen soll. "Ich komm schon noch mal ins Ornat", spricht sie ihr goldenes Gewand mit Krone und blonder Lockenperücke an.

Was macht ein Christkind überhaupt?

Obwohl die geborene Nürnbergerin heute auf den weltberühmten Christkindlesmarkt verzichten muss, sei sie schon in einer guten Weihnachtsstimmung, erzählt Benigna Munsi. Das liege daran, dass ihre ältere Schwester, die wegen eines Auslandsjahres das vergangene Weihnachten in der Heimat nicht erlebt hat, die Festvorbereitungen "so richtig übertreibt". "Deswegen hat sie ganz viel geschmückt, ihr macht das auch Spaß, kürzlich hat sie in fünf Stunden fünf verschiedene Plätzchensorten gebacken", verrät Benigna Munsi.

Die junge Frau mit dem weihnachtlichen Nebenjob kann sich derzeit wegen der corona-bedingten freien Zeit ganz ihrem Studium im Fach Schauspiel an der Universität Passau widmen. Die Kommiliton:innen wüssten Bescheid, dass sie das gewählte Nürnberger Christkind ist. Die hätten sie - am Vorsprechen interessiert - viel über die Wahl befragt und darüber, was ein Christkind überhaupt macht. "Das fand ich schon cool, dass sie gefragt haben und interessiert waren. Denn das meiste, das andere mitbekommen, sind ja meist die Eröffnung und die Fernsehauftritte."

Hass-Posts von 2019 abgehakt

Während Benigna Munsi die vergangene Christkindlesmarkt-Zeit im Herzen gespeichert hat, will sie auf den Rummel um ihre Person vor der Saison nicht mehr angesprochen werden. Damals gab es nach rassistischen Posts im Internet, unter anderem vom AfD-Kreisverband München-Land, einen wahren Love-Storm für die junge Frau. Benigna ist die Tochter einer Deutschen und eines indischstämmigen Vaters. "Ich habe es gut abgehakt, es kommt immer nur wieder, wenn es von Reportern angesprochen wird." Es sei anstrengend, das alles wieder hervorzuholen "und die gleichen Antworten zu geben wie letztes Jahr". Ihr täten die Menschen leid, die mit der gezeigten ablehnenden Haltung durch die Welt gingen, "und sich nicht auf das konzentrieren, was wirklich wichtig ist", hatte sie damals gesagt.