Äthiopien: Konflikt in Tigray könnte nach Ultimatum weiter eskalieren

Äthiopien: Konflikt in Tigray könnte nach Ultimatum weiter eskalieren

Frankfurt a.M., Addis Abeba (epd). In Äthiopien drohen die Kämpfe in der Region Tigray weiter zu eskalieren. Ministerpräsident Abiy Ahmed kündigte in einer Erklärung am Sonntagabend an, die Armee bewege sich auf die Regionalhauptstadt Mekelle zu und stellte den Mitgliedern der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) ein Ultimatum von 72 Stunden, um aufzugeben. Der Direktor der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch, Kenneth Roth, warnte am Montag vor einer Eskalation und erklärte, das Militär habe die Pflicht, Personen, die in Mekelle bleiben, zu verschonen.

Ministerpräsident Abiy teilte mit, der Vormarsch der Regierungsarmee werde so ausgeführt, dass die Zahl der Opfer und das Ausmaß des Schadens beschränkt bliebe. In den vergangenen Wochen seien zahlreiche Gebiete in der Region erobert worden. Mit der Offensive beginne die letzte Phase im Kampf gegen die Führung von Tigray. Weil die Region weitgehend von der Außenwelt abgeschnitten ist, gibt es keine unabhängigen Berichte über die Lage.

Die Armee der äthiopischen Regierung und die Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF), die in Tigray an der Macht ist, liefern sich seit Anfang November heftige Kämpfe um die Kontrolle der Region im Norden des Landes. Hintergrund ist ein Streit um die Macht und den Einfluss der Tigray-Bevölkerungsgruppe in der Zentralregierung von Ministerpräsident Abiy. Die Afrikanische Union (AU) hatte am Wochenende die Entsendung von drei hochrangigen Sondergesandten angekündigt, um den Konflikt zu lösen. Abiy hat Gespräche mit der TPLF jedoch bisher abgelehnt.