Hilfswerke pochen auf 0,7-Prozent-Ziel bei Entwicklungshilfe

Hilfswerke pochen auf 0,7-Prozent-Ziel bei Entwicklungshilfe
Vor 50 Jahren versprachen Deutschland und andere Industriestaaten, 0,7 Prozent ihrer Wirtschaftsleistung in die Bekämpfung der Armut zu investieren. Doch es blieb bei einem Versprechen. Armen Staaten entgingen Billionen-Summen, hat Oxfam errechnet.

Berlin (epd). Deutsche Entwicklungsorganisationen haben an die Bundesregierung appelliert, die Entwicklungshilfe "ohne Wenn und Aber" auf mindestens 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens zu erhöhen. Das auf einer UN-Konferenz vor 50 Jahren gegebene Versprechen müsse endlich eingelöst werden, erklärten die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung, ONE, Plan International, World Vision Deutschland und weitere nichtstaatliche Organisationen am Freitag. Die Corona-Pandemie habe einmal mehr deutlich gemacht, wie wichtig internationale Kooperation sei. "Globale Gesundheit ist ein Kernthema der Entwicklungszusammenarbeit", heißt es in dem Appell.

In 50 Jahren hat es Deutschland den Angaben zufolge nur einmal geschafft, das 0,7-Prozent-Ziel zu erreichen. Das war 2016, nach einer vorteilhafteren Berechnungsmethode, die heute nicht mehr angewandt wird. Dabei sollte diese Zielmarke bereits 1975 dauerhaft erreicht werden. Die Organisationen haben errechnet, dass Deutschland durch das Verfehlen des Ziels den armen Ländern 400 Milliarden Euro vorenthalten habe. Zuletzt lag die Quote in Deutschland bei 0,6 Prozent.

Insgesamt schulden die Industrieländer nach Berechnungen von Oxfam armen Staaten aus fünf Jahrzehnten 5,7 Billionen US-Dollar an Hilfen (4,8 Billionen Euro) an Hilfen, weil sie das Ziel nicht erreicht haben. Im vergangenen Jahr gaben reiche Länder im Schnitt 0,3 Prozent ihres Bruttonationaleinkommens für Entwicklungszusammenarbeit aus. Nur fünf Länder - Luxemburg, Norwegen, Schweden, Dänemark und Großbritannien - erreichten oder übertrafen das 0,7-Prozent-Ziel.

Die Covid-19-Pandemie könnte weltweit 200 bis 500 Millionen Menschen zusätzlich in die Armut stürzen und stelle damit die Staatengemeinschaft vor neue Herausforderungen. "Entwicklungszusammenarbeit ist keine Wohltätigkeit, sondern eine Investition in eine gerechte und sichere Welt", sagte Tobias Hauschild von Oxfam Deutschland.