Hamburg (epd). Rabbiner Roman Remis, der vor einem Jahr beim antisemitischen Anschlag in Halle in der Synagoge war, fühlt sich nach eigenen Worten "nach wie vor sicher und wohl in Deutschland". Dem Magazin "stern" sagte Remis, die Polizei sei rund um die Uhr an der Synagoge präsent, zudem sei eine neue Sicherheitstür eingebaut worden. "Sorge bereitet mir nur, dass mein Name auf einer Liste rechtsradikaler Gruppen stehen könnte", fügte der Rabbiner hinzu. Die Gesinnung mancher Menschen und deren Aussagen seien zutiefst beunruhigend.
"Der Antisemitismus wird für Juden in Deutschland zu Bedrohung", sagte Remis. Er selbst jedoch habe in der Öffentlichkeit weniger Angst vor Anfeindungen. Gleichwohl trage er ein Baseballkappe über der Kippa, um nicht aufzufallen und angestarrt zu werden.
Am 9. Oktober 2019 hatte ein Attentäter aus rechtsextremistischer Gesinnung heraus einen Anschlag auf die Synagoge in Halle verübt. Beim Versuch, am jüdischen Feiertag Jom Kippur in das Gotteshaus einzudringen, scheiterte er und erschoss eine 40 Jahre alte Passantin und in einem Döner-Imbiss einen 20 Jahre alten Mann. Der Täter steht seit Mitte Juli vor Gericht, Remis tritt als einer von 45 Nebenklägern auf.
Zum ersten Jahrestag des Anschlags am Freitag wird in Halle der Opfer gedacht. Neben anderen wird Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erwartet.
epd kfr