Atommüll: Altbischof Dröge bittet um Vertrauen bei Endlagersuche

Atommüll: Altbischof Dröge bittet um Vertrauen bei Endlagersuche
Der evangelische Altbischof Markus Dröge hat als Mitglied des Nationalen Begleitgremiums (NBG) der Endlagersuche die Öffentlichkeit um Vertrauen und konstruktive Mitarbeit bei der Standortsuche für ein künftiges Atommüllendlager gebeten.

"Ich kann es als NBG-Mitglied nur scharf kritisieren, wenn Bayern nun versucht, das Verfahren zu politisieren", sagte Dröge dem Berliner Tagesspiegel. Der ehemalige Bischof der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz verwies darauf, dass Bundestag und Bundesrat im Jahr 2017 mit großer Mehrheit, einschließlich Bayern, das Standortauswahlgesetz beschlossen und sich damit für das Verfahren der Endlagersuche entschieden hätten.

Teil des Gesetzes ist die Einrichtung des NBG. Es soll den Prozess der Endlagersuche kritisch begleiten. Als unabhängiges Gegenüber zum Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) und zur Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) wolle es für Transparenz und Fairness sorgen. Es verstehe sich als Anwalt der Öffentlichkeit, sagte Dröge. So habe das NBG erst kürzlich im Rahmen einer Stichprobe untersuchen lassen, wie die BGE zur aktuellen Einstufung von Gorleben gekommen ist. Auch künftig stehe das NBG bereit: "Wer auf ein Schreiben an die BGE oder an die BASE eine unbefriedigende Antwort erhalten hat, kann sich an uns wenden."

Nach Angaben der BGE soll der Suchprozess bis 2031 abgeschlossen und das Endlager 2050 eröffnet werden. Aus Dröges Sicht ist es denkbar, dass Regionen sich aktiv darum bewerben, Standort des Endlagers zu werden. Der Zeitplan müsse eingehalten werden. "Derzeit wird unser Atommüll in 16 unsicheren, zum Teil oberirdischen Zwischenlagern aufbewahrt. Wer ab 2030 in die engere Wahl kommt, leistet deswegen einen wichtigen Dienst an der Gesellschaft."

Nach dem am Montag veröffentlichten Zwischenbericht Teilgebiete der BGE kommen 90 Gebiete für die Endlagerung geologisch infrage. Sie machen zusammen 54 Prozent der Fläche der Bundesrepublik aus. In ihrem Bericht stellte die BGE zudem fest, dass der Standort Gorleben aus geologischen Gründen ausgeschieden ist. Nach der vorgelegten Karte kommt fast ganz Bayern nördlich der Donau für die Endlagersuche infrage. Kurz nach der Veröffentlichung war der Bericht bei der bayerischen Landesregierung auf massive Kritik gestoßen. Der bayerische Umweltminister Thorsten Glauber (CSU) hatte das gesamte Verfahren in Zweifel gezogen, da die Gründe für das Ausscheiden von Gorleben nicht schlüssig seien.