Solidaritätskundgebung für jüdischen Wirt in Berlin

Solidaritätskundgebung für jüdischen Wirt in Berlin

Berlin (epd). Nach dem mutmaßlichen Brandanschlag auf die von einem jüdischen Wirt geführte Kiezkneipe "Morgen wird besser" in Berlin-Lichtenberg haben am Dienstagabend vor Ort mehrere hundert Menschen gegen Antisemitismus demonstriert. Unter den Teilnehmern waren Berlins Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne), die Linken-Bundestagsabgeordnete Gesine Lötzsch und der Berliner Antisemitismusbeauftragte Samuel Salzborn.

In der Kneipe war am Freitagmorgen ein Feuer ausgebrochen und hatte große Teile der Inneneinrichtung zerstört. Nach Angaben eines Polizeisprechers ermittelt der Staatsschutz, weil ein politisches Tatmotiv nicht ausgeschlossen werden kann.

Salzborn mahnte, auch die unterschwelligen Formen von Antisemitismus zu bekämpfen. Lötzsch, deren Wahlkreis der Berliner Bezirk ist, sagte dem RBB, Lichtenberg habe mittlerweile eine starke Zivilgesellschaft, aber: "Wir müssen wachsam bleiben." Es werde immer wieder versucht, diesen Kiez von Rechten in Beschlag zu nehmen.

Dem Jüdischen Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus (JFDA) berichtete der Besitzer der Kneipe von mehrfachen Bedrohungen durch Neonazis in der Vergangenheit. Zudem sei bereits fünf Mal bei ihm eingebrochen worden. Ein Mal seien Neonazis direkt zu ihm gekommen und hätten gedroht: "Wir kriegen Dich hier raus." Daraufhin habe er Rollos und Kameras eingebaut. Die Kneipe sei immer ein Nachbarschaftstreff gewesen. "Wir haben hier alle gemeinsam Chanukka und Weihnukka gefeiert" - auch um zu zeigen, "wir Juden sind ganz normale Menschen".