TV-Tipp: "Mein gebrauchter Mann"

Altmodischer Fernseher vor einer Wand
Foto: Getty Images/iStockphoto/vicnt
TV-Tipp: "Mein gebrauchter Mann"
31.5., 3sat, 18.45 Uhr
Geschichten über Menschen, die eine gescheiterte Ehe hinter sich haben, sich neu verlieben und dann mitsamt den jeweiligen Kindern eine Patchwork-Familie gründen, gibt es viele. Nina Bohlmann erzählt in "Mein gebrauchter Mann" (eine Wiederholung aus dem Jahr 2015) eine Variation dieses Musters, die es bislang meist nur in kinderloser Konstellation gab: Einer der Partner will Nachwuchs, der andere nicht.

In diesem Fall ist das der Mann: Zahnarzt Fritz (Fritz Karl) ist geschieden. Er lebt in Hamburg, Ex-Frau Nina (Ursula Strauss) und Sohn Vincent leben in München. Immer freitags setzt Nina den Jungen ins Flugzeug, damit er das Wochenende beim Vater verbringen kann. Für Fritz ist klar: Noch mal will er so was nicht erleben; und dann lernt er Sophie (Christiane Paul) kennen, eine kinderlose Lektorin um die vierzig, deren Leben voll und ganz auf den Beruf ausgerichtet ist, was aber auch daran liegt, dass sie im gesamten Verlag offenbar der einzige Single ist und daher ständig für andere einspringen muss.

Der flott gestaltete Einstieg verspricht eine abwechslungsreiche Komödie mit einem gewissen Tiefgang. Dank der Umsetzung durch Lars Jessen übertrifft der Film die Erwartungen sogar noch; der Kieler, der einst mit "Der Tag, als Bobby Ewing starb" ein wunderbares Filmdebüt gedreht hat, sorgt gerade mit seinen norddeutschen Erzählungen ("Butter bei die Fische", "Fischer fischt Frau") regelmäßig für anspruchsvolle Unterhaltung. Schon der Schnelldurchlauf zu Beginn, als es Buch und Regie gelingt, die handelnden Personen mit wenigen Szenen zu charakterisieren, ist eine wahre Freude; trotzdem sind die Figuren nicht bloß Abziehbilder. Mit einer Ausnahme allerdings: Nina wird als Nervensäge eingeführt und kommt aus der für viele Filme typischen "unsympathische Ex-Frau"-Schublade auch nicht mehr raus.

Ähnlich stereotyp zeichnet Bohlmann einen Erfolgsautor (Michael Prelle), aber in diesem Fall ist das völlig in Ordnung, weil das Klischee des arroganten und ständig nörgelnden Schriftstellers für diverse komische Momente sorgt. Außerdem konfrontiert er Sophie mit einem Spiegelbild, das ihr gar nicht gefällt: Sie dient ihm als Vorbild für die Romanfigur einer ob ihrer Kinderlosigkeit verbitterten Karrierefrau. Die entsprechenden Dialogduelle sind von ausgesuchter Bissigkeit. Das gilt auch für eine Verlagssitzung, in deren Verlauf Sophie von einem Fettnapf in den nächsten stolpert, als sie über Samenspenden, spätgebärende Frauen und uralte Vater herzieht und jeder Seitenhieb einen Kollegen oder eine Kollegin trifft.

Ohnehin hat sich Bohlmann eine Vielzahl von Szenen ausgedacht, die dank Jessens Umsetzung und der Spielfreude gerade von Karl und Paul großen Spaß machen. Schon die erste Begegnung von Fritz und Sophie ist hübsch inszeniert: Sie will aus einem Aufzug raus, er will rein, aber die Tür öffnet sich nicht. Später, nach einem ersten Streit, überlistet Fritz den verdutzten Empfangs-Chef (Jan Georg Schütte in einer winzigen Gastrolle) und stürmt das Verlagsgebäude; die flotte Schnittfolge, als er in jedes Zimmer schaut, ist bestes Komödienhandwerk. Noch schöner ist Sophies Überraschungsbesuch in Fritz’ Praxis, als sie ihn in erotischer Pose im Behandlungszimmer erwartet, ihr entsetzter Freund aber seinen Sohn im Schlepptau hat.

Anders als in vielen vergleichbaren Filmen sind die Nebenfiguren auch nicht bloß Stichwortgeber. Sophies Schwester Julia (Diana Staehly) zum Beispiel, ebenfalls geschieden, ist in ähnlicher Lage wie Nina und sorgt indirekt dafür, dass sich die Dinge zwischen Fritz und Sophie komplizieren. Ihre Tochter begegnet Vincent regelmäßig am Flughafen, weil auch sie zwischen den Elternteilen pendelt, und warnt ihn eindringlich davor, dass sein Vater und Sophie ein gemeinsames Kind bekommen: weil er dann nur noch Nummer zwei sei. Selbstredend kennt Vincent Mittel und Wege, dies zu verhindern. Zum Ausgleich sorgt ausgerechnet er am Ende dafür, dass Fritz und Sophie nach vorübergehender Trennung wieder zueinander finden. Der junge Louie Betton stößt in den emotionalen Szenen gelegentlich an seine Grenzen, macht seine Sache ansonsten aber recht ordentlich, was wichtig ist, weil Vincent im Unterschied zu Nina nicht komplett zu Sophies Gegenspieler werden darf, schließlich müssen sich die beiden noch zusammenraufen. Vorher aber gibt es die für romantische Komödien obligate letzte Hürde. Eine nicht zuletzt dank der fröhlichen Musik (Martin Probst) beschwingte und durchweg gut gespielte Komödie, die bei aller Heiterkeit auch ihre nachdenklichen Momente hat.