Warum es gut wäre, digitale Angebote nach Corona weiterzuführen

Elke Rudloff plädiert für Online Kurzandachten
© epd-bild / Andrea Enderlein
Elke Rudloff aus Dortmund war Sprecherin bei "Das Wort zum Sonntag" im Jahr 2007. Die Theologin äußert sich mit Kompetenz zur visuellen Gestaltung und Beibehaltung von Videogottesdienste nach Corona-Zeiten. (Archcivfoto)
Warum es gut wäre, digitale Angebote nach Corona weiterzuführen
Mit Gottesdiensten auf Youtube, Hör-Andachten oder Podcast-Gebeten haben engagierte Kirchengemeinden in der Corona-Krise das Beste aus der Situation gemacht. Jetzt sollen die Gemeinden nach Meinung von Pfarrerin und Dozentin Elke Rudloff nicht einfach wieder aufhören und zum Alltag zurückkehren.

Die Pfarrerin und Dozentin Elke Rudloff rät den Kirchen, in der Corona-Krise neu entstandene digitale Angebote wie Internet-Gottesdienste oder Online-Botschaften weiterzuführen. Die Gemeinden hätten auf den Wegfall der öffentlichen Gottesdienste engagiert und kreativ reagiert, sagte die ehemalige evangelische Senderbeauftragte für das ZDF in Schwerte dem Evangelischen Pressedienst (epd). Damit hätten sie auch Menschen erreicht, "die mit der Kirche sympathisieren, aber sonst keine Gottesdienste besuchen", erklärte Rudloff, die am Institut für Aus-, Fort- und Weiterbildung der westfälischen Landeskirche unterrichtet.

Seit dem Beginn der Beschränkungen durch die Corona-Pandemie Mitte März hätten Pfarrer und Ehrenamtliche "geradezu explosionsartig" neue digitale Formate für die Verkündigung auf die Beine gestellt, lobte die Theologin. Dabei habe das damals bevorstehende Osterfest eine wichtige Rolle gespielt: "Die Vorstellung, Ostern ohne Gottesdienste feiern zu müssen, war für viele Gemeindeglieder schrecklich", sagte Rudloff. Mit Gottesdiensten auf Youtube, Hör-Andachten oder Podcast-Gebeten hätten die Engagierten aus dieser Situation etwas Gutes gemacht.

Eine Stärke der neuen Formate sei der lokale Bezug, betonte die Dozentin. "Die Menschen möchten ihren bekannten Pfarrer oder ihre Pfarrerin sehen." Die Videogottesdienste ermöglichten auch ein neues Kennenlernen des eigentlich vertrauten Kirchgebäudes. Die Kamera zeige Kirchenfenster oder Kunstwerke, die einem vorher gar nicht aufgefallen sein, sagte Rudloff. Auch die Organisten rückten ins Blickfeld und könnten auch einmal ihre "virtuose Beinarbeit" zeigen.

Um neugierig gewordene Zuseher zu halten, benötigten die digitalen Angebote Mindeststandards an Qualität wie gute Ausleuchtung und Tonqualität, erklärte die Fachfrau. Wer Videogottesdienste aufnehme, solle stärker vom Film her denken als von der Liturgie, empfahl Rudloff. So erzeugten Porträtaufnahmen beim Publikum Nähe, gefilmte leere Kirchenbänke lösten dagegen Einsamkeitsgefühle aus. Bei Instrumentalmusik könnten thematisch passende Bilder die Wirkung erhöhen.  

Elke Rudloff und Stefan Claaß waren 2007 die beiden neuen evangelischen Sprecher von "Das Wort zum Sonntag".

Vor allem Video-Botschaften von maximal einer Minute eignen sich nach Ansicht Rudloffs für eine Weiterführung auch im Gemeindealltag: "Der Aufwand ist gering, Gemeindeglieder könnten solche Angebote abonnieren", rät die Pfarrerin. Für Ältere seien während der Corona-Krise Telefongottesdienste in solcher Form neu entwickelt worden.

Regelmäßige Online-Gottesdienste seien für eine Gemeinde "neben dem normalen Programm" aber schwierig zu realisieren, sagte Rudloff. Das sei eher ein Projekt für einen ganzen Kirchenkreis.