"Auch Muslime können evangelische Schulen besuchen"

Muslimische Schülerin in Klassenzimmer
© FatCamera/Getty Images
Evangelische Pädagogik wird auch künftig einen gesellschaftlichen Beitrag leisten: Auch muslimische Schülerinnen und Schüler können evangelische Schulen besuchen.
"Auch Muslime können evangelische Schulen besuchen"
Schulstiftungsvorsitzender Norbert Lurz im Interview
Die Schulstiftung der Evangelischen Landeskirche in Württemberg feiert am 7. Februar in Stuttgart ihr 25-jähriges Bestehen. In der Stiftung sind fünf Schulen an vier Standorten mit insgesamt fast 2.300 Schülern zusammengeschlossen, die Landeskirche schießt jährlich rund drei Millionen Euro zu. Evangelische Pädagogik wird auch künftig einen gesellschaftlichen Beitrag leisten, sagte der Stiftungsvorsitzende, Oberkirchenrat Norbert Lurz, dem Evangelischen Pressedienst (epd).
06.02.2020
epd
Marcus Mockler

Herr Oberkirchenrat Lurz, braucht es in Zeiten sinkender Kirchenmitgliedszahlen evangelische Schulen?

Norbert Lurz: Unsere Schulen sind nicht nur für die Kirchenmitglieder da. Sie sind ein Angebot an die gesamte Gesellschaft. Es ist keine Aufnahmebedingung, evangelisch zu sein. Denn wir wollen mit unserem pädagogischen Ansatz in die Gesellschaft hineinstrahlen. Schule wird dabei zu einem Ort kirchlichen Lebens. Die kirchliche Arbeit, etwa Chöre oder Jugendgruppen, können ebenfalls mit der Schule und ihren Räumlichkeiten verbunden werden.

Was ist das Besondere an einer evangelischen Schule?

Lurz: Der Protestantismus war von Anfang an eine Bildungsbewegung. Der Mensch steht als von Gott geliebtes Individuum im Mittelpunkt der pädagogischen Überlegungen. Wir streben eine ganzheitliche Bildung an, bei der auch der Glaube erfahrbar wird und junge Menschen Halt und Orientierung bekommen. Der Besuch des Religionsunterrichts ist an evangelischen Schulen Pflicht. Aber auch Nichtchristen, etwa Muslime, können eine evangelische Schule besuchen und tun das auch. Unsere Schulstiftung stellt die evangelischen Schulen in eine starke Struktur und Sicherheit. Wir sind Ansprechpartner für das Land, und die Landeskirche steht hinter diesem Bildungsangebot.

Ist konfessionelle Pädagogik in Zeiten von Ökumene überhaupt noch zeitgemäß?

Lurz: Ja. Der christliche Glaube hat unterschiedliche Ausprägungen erfahren, deshalb gibt es ja fast überall auch weiterhin den konfessionellen Religionsunterricht. Eine Nivellierung konfessioneller Unterschiede wird uns nicht vorwärtsbringen. Voraussetzung für ein gelingendes ökumenisches Gespräch ist, dass wir wissen, wo wir herkommen. Dann kann es auch gelingen, christliche Einheit in der Vielfalt zu leben.