UN-Expertin beklagt massive Ungleichheit bei Gesundheit

UN-Expertin beklagt massive Ungleichheit bei Gesundheit

Genf, Davos (epd). Das UN-Aidsprogramm (Unaids) hat zum Weltwirtschaftsforum in Davos an die Regierungen appelliert, eine bessere Gesundheitsfürsorge für die Menschen in armen Ländern zu schaffen. Mindestens die Hälfte der Weltbevölkerung habe heute keine grundlegende medizinische Versorgung, erklärte das Hilfswerk am Dienstag in Genf. Alle zwei Minuten sterbe eine Frau bei einer Geburt. Bei der Gesundheitsversorgung besonders benachteiligt seien Frauen, Heranwachsende, Menschen mit HIV, Homosexuelle, Drogenabhängige oder Flüchtlinge.

"Das Recht auf Gesundheit wird den Armen vorenthalten. Und Menschen, die der Armut entkommen wollen, werden durch inakzeptabel hohe Kosten für medizinische Versorgung erdrückt", sagte Unaids-Chefin Winnie Byanyima, die am Weltwirtschaftsforum teilnimmt. "Die reichsten ein Prozent profitieren von Spitzenforschung, während die Armen darum kämpfen, wenigstens eine Basis-Gesundheitsfürsorge zu bekommen", fügte sie hinzu.

Fast 100 Millionen Menschen weltweit werden laut Unaids in extreme Armut gestoßen und müssen von weniger als 1,90 US-Dollar (1,70 Euro) pro Tag leben, weil sie teuer für medizinische Versorgung bezahlen müssen. Mindestens 930 Millionen Menschen müssten mehr als zehn Prozent ihres Haushaltseinkommens für Gesundheit aufbringen.

Trotz aller Erfolge werden den Angaben zufolge jede Woche etwa 6.000 junge Frauen und Mädchen in Afrika südlich der Sahara mit HIV infiziert. Aids-Folgekrankeiten seien dort die Haupttodesursachen bei Frauen im gebärfähigen Alter. 15 Millionen HIV-Infizierte warteten immer noch auf Behandlung, erklärte das UN-Aidsprogramm.

Ein öffentlich finanziertes Gesundheitswesen ist laut Byanyima das beste Mittel, die Ungleichheit in der Gesellschaft abzumildern. Sie forderte mehr Steuergerechtigkeit. "Es ist nicht hinnehmbar, dass reiche Einzelpersonen und Großkonzerne Steuern vermeiden und arme Menschen mit einer schlechten Gesundheit dafür bezahlen", sagte Byanyima. Durch eine kluge Steuer- und Gesundheitspolitik könne erreicht werden, dass Aids im kommenden Jahrzehnt seinen Schrecken als Bedrohung für ganze Gesellschaften verliert und alle Menschen Zugang zu einer Gesundheitsfürsorge bekommen.