Vier Visionäre erhalten alternativen Nobelpreis

Vier Visionäre erhalten alternativen Nobelpreis
Als "vier Visionäre", die für eine lebenswerte Zukunft für alle auf dieser Erde kämpfen, würdigt die Right-Livelihood-Stiftung ihre diesjährigen Träger des Alternativen Nobelpreises. Neben der jungen Schwedin Greta Thunberg sind das die Menschenrechtlerin Aminatou Haidar aus der Westsahara, die chinesische Frauenrechts-Anwältin Guo Jianmei sowie der Brasilianer Davi Kopenawa vom Volk der Yanomami.

Greta Thunberg: Bei ihrer Ansprache beim Klima-Sondergipfel im September in New York war ihre Wut deutlich spürbar. Die 16-Jährige wirkte zugleich unbeeindruckt vom Trubel um sie herum, davon, dass sie regelrecht hofiert wird. Dabei hat sich ihr Leben im vergangenen Jahr massiv verändert. Jüngst bekannte sie auf Twitter: "Bevor ich mit dem Schulstreik anfing, hatte ich keine Energie, keine Freunde, sprach mit niemandem." Jetzt habe sie einen Sinn für ihr Leben gefunden.

Die junge Schwedin ist weltweit zum Inbegriff der Forderungen der jungen Generation nach einer lebenswerten Welt geworden. Seit mehr als einem Jahr inspiriert und mobilisiert die Schülerin andere junge Menschen, sich für mehr Klimaschutz einzusetzen, und hat mit ihrem Schulstreik für Klimaschutz die "Fridays for Future"-Bewegung losgetreten. Unbeirrbar in ihrer Überzeugung nimmt Thunberg die Regierenden in die Pflicht. "Meine Botschaft ist: Wir beobachten euch", sagte sie erst diese Woche vor den UN. "Wenn ihr uns im Stich lasst, werden wir euch niemals vergeben."

Davi Kopenawa: Der Einsatz für die Rechte der Ureinwohner Brasiliens bestimmt sein Leben. Geboren um 1956 in Marakana im Amazonasgebiet fiel die Kindheit von Davi Kopenawa in die Zeit, in der sein isoliert lebendes Volk der Yanomami erstmals Kontakt mit "Fremden" hatte, mit Mitarbeitern der brasilianischen Behörden und nordamerikanischen Missionaren. Sie schleppten Krankheiten in die Gemeinden, gegen die die Yanomami nicht immun waren. Viele Ureinwohner starben, darunter auch die Mutter und andere Familienmitglieder von Kopenawa. Als während der brasilianischen Militärdiktatur (1964-1985) eine Straße quer durch das Yanomami-Gebiet gebaut wurde, verschlimmerte sich die Situation noch.

Inzwischen ist Kopenawa einer der bekanntesten und angesehensten Sprecher der Ureinwohner Brasiliens. Seinem Volk gehören heute rund 35.000 Mitglieder in Brasilien und Venezuela an. Dank seinem jahreslangen Einsatz zusammen mit internationalen Organisation erklärte die brasilianische Regierung 1992 ein mehr als 96.000 Quadratkilometer großes Areal im Amazonas-Regenwald zum Yanomami-Schutzgebiet. Es ist das größte indigene Schutzgebiet in Brasilien.

Aminatou Haidar: Als Aminatou Haidar 2008 den "Robert F. Kennedy-Menschenrechtspreis" erhielt, zitierte sie in ihrer Dankesrede eine Überzeugung des 1968 ermordeten Namensgebers: "Der Kampf gegen Ungerechtigkeit ist die höchste Form von Mut." Mut beweist sie bis heute - trotz Morddrohungen und Gewalt. Als eine der prominentesten Vertreterinnen des indigenen Volkes der Sahrauis setzt sie sich seit Jahrzehnten für die Unabhängigkeit der Westsahara ein.

Nachdem sich die Kolonialmacht Spanien Mitte der 70er Jahre aus der Region zurückgezogen hatte, wurde diese größtenteils von Marokko annektiert. Ihr friedliches Engagement gegen die Besetzung brachte Haidar den Beinamen "Gandhi der Westsahara" ein. Sie dokumentierte Festnahmen und Entführungen und wurde wiederholt selbst zur politischen Gefangenen, musste Folter und Isolation erdulden.

Guo Jianmei: "Um sich dieser Arbeit zu widmen, muss man verrückt sein", zitiert die "Right Livelihood Award"-Stiftung Guo Jianmei. Die charismatische Chinesin gilt als eine der angesehensten Anwältinnen für Frauenrechte. Im Interview mit der Heinrich-Böll-Stiftung 2011 sagte sie: "In meiner Familie galten Männer seit jeher als überlegen. Meine Großmutter starb mit nicht einmal 40 Jahren. Sie verhungerte, während sie Brot verkaufte. Dabei war noch etwas Brot übrig. Doch aus Angst verprügelt zu werden, hat sie nicht davon gegessen."

Angetrieben durch solche Ungerechtigkeiten war Guo "verrückt" genug, einen sicheren Regierungsjob zu kündigen und sich als erste hauptberuflich in der gemeinnützigen Rechtshilfe arbeitende Juristin benachteiligten Frauen zu widmen. Guo gründete eigene Netzwerke, mit denen sie und ihre Mitstreiter kostenlose Rechtsberatung anbieten - trotz zunehmender Repressionen gegen Bürgerrechtsorganisationen und Anwälte.