Amazonas-Synode fordert Weihe verheirateter Männer zu Priestern

Amazonas-Synode fordert Weihe verheirateter Männer zu Priestern
Die Bischofssynode im Vatikan empfiehlt dem Papst, auch Verheiratete weihen zu lassen - zumindest im Amazonas-Gebiet. Denn dort ist der Priestermangel besonders groß. Auch für mehr Frauen in Führungspositionen sprechen sich die Teilnehmer aus.
27.10.2019
epd
Von Bettina Gabbe (epd)

Rom (epd). Mit einer Messe im Petersdom ist am Sonntag die Bischofssynode zur Lage der katholischen Kirche im Amazonas-Gebiet zu Ende gegangen. Papst Franziskus verurteilte dabei in Anwesenheit von Vertretern von Indigenen "ausbeuterische Entwicklungsmodelle", die deren ohnehin prekäre Lebensbedingungen bedrohten. "Die Fehler in der Vergangenheit waren nicht genug, um damit aufzuhören, die anderen auszuplündern: Das haben wir am vernarbten Antlitz Amazoniens gesehen", sagte das Kirchenoberhaupt.

Die Teilnehmer der Synode empfahlen dem Papst zum Abschluss der dreiwöchigen Beratungen im Vatikan die Weihe verheirateter Männer in der Region, um dem Priestermangel zu begegnen. Im Abschlussdokument stimmten 128 Teilnehmer und damit eine Zwei-Drittel-Mehrheit für die Forderung. Gegen den Vorstoß votierten 41 Teilnehmer, mehr als gegen jeden anderen der 120 Abschnitte der Abschlusserklärung.

Eine Forderung nach Beratungen über das Frauendiakonat stieß mit 30 Gegenstimmen von insgesamt 181 anwesenden Stimmberechtigten ebenfalls auf starken Widerstand. Sie wird vor dem Hintergrund erhoben, dass im Amazonas-Gebiet bis zu 80 Prozent der Gemeinden bereits heute von Frauen geleitet werden.

Papst Franziskus betonte nach der Abstimmung, wie wichtig es sei, die Rolle der Frauen in der Kirche im Amazonas-Gebiet anzuerkennen. Er kündigte zum Abschluss der Synode an, dass die Kommission, die 2016 in seinem Auftrag die Rolle von Diakoninnen in den ersten christlichen Jahrhunderten erforschte, ihre Arbeit wieder aufnehmen werde. Das Gremium war als Zeichen für eine mögliche künftige Weihe von Frauen zu Diakoninnen aufgefasst worden.

Die deutschen Synodenteilnehmer zogen eine positive Bilanz der Bischofsversammlung. Nach einem als schwach beurteilten Entwurf für das Abschlussdokument vom Wochenbeginn gingen demnach mehr als 800 Änderungswünsche in die Endfassung ein. Die Synode habe gezeigt, dass es Zeit sei zu handeln angesichts der Lage im Amazonas-Gebiet, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx.

Angesichts des Ausmaßes des Priestermangels in der Region, wo in vielen Gemeinden nur sporadisch Messe gefeiert wird, sagte der Münchener Erzbischof, sei es "nicht hinnehmbar", wenn Christen an wichtigen Feiertagen wie Ostern nicht Eucharistiefeiern beiwohnen könnten. Bei der Frage nach der Weihe verheirateter Männer, um Eucharistiefeiern in entlegenen Gemeinden am Amazonas zu ermöglichen, gehe es nicht um die Abschaffung des Zölibats, betonte Marx wiederholt.

Bereits jetzt gibt es verheiratete Priester in der katholischen Kirche, die zuvor Anglikaner oder Lutheraner waren. Ebenso bei den katholischen Maroniten im Libanon gibt es verheiratete Priester.

Auch der Hauptgeschäftsführer des katholischen Hilfswerks Adveniat, Michael Heinz, äußerte Genugtuung über den Ausgang der Synode. Er habe eine "Kirche im Aufbruch erlebt", sagte der Steyler Missionar, der lange in Bolivien lebte, bevor er 2017 zu Adveniat nach Essen wechselte.

Das katholische Hilfswerk Missio Aachen sah die Rolle von Frauen und den Einsatz an der Seite der indigenen Bevölkerung durch die Synode gestärkt. Missio-Präsident Dirk Bingener forderte vor dem Hintergrund von Überlegungen über die Einführung eines eigenen katholischen Amazonas-Ritus bei der Synode eine "respektvolle missionarische Verwurzelung des Glaubens".

Bei der dreiwöchigen Bischofssynode unter dem Leitwort "Amazonien - Neue Wege für die Kirche und eine ganzheitliche Ökologie" ging es vorrangig um Umweltschutz, die Situation der Indigenen und den Priestermangel. Bischofssynoden im Vatikan haben rein beratenden Charakter. Auf der Grundlage des Abschlussdokuments will der Papst bis Jahresende ein nachsynodales Schreiben verfassen, in das er nach eigenem Ermessen Anregungen der Versammlung aufnehmen kann.