Ein Lehrer Württembergs und Schwedens

Matthias Hafenreffer hat Generationen von Pfarrern geprägt - in Württemberg und in Schweden.
© tobias-bild.uni-tuebingen.de/ Landesmedienzentrum Baden-Württemberg
Matthias Hafenreffer, der strenge lutherische Pfarrer und Theologe aus Tübingen, verfasste mit seinen drei Büchern "Loci theologici" - "Von Gott", "Von den Engeln", "Vom Menschen" ein Standardwerk darüber, was Lutheraner glauben.
Ein Lehrer Württembergs und Schwedens
Vor 400 Jahren starb der evangelische Theologe Matthias Hafenreffer
Sein Name ist nur noch wenigen bekannt, dabei war er einer der einflussreichsten Theologen des 17. Jahrhunderts: Matthias Hafenreffer hat Generationen von Pfarrern geprägt - in Württemberg und in Schweden. Vor 400 Jahren ist er gestorben.

Im Schweden des 17. Jahrhunderts kannte jeder lutherische Pfarrer den Namen Matthias Hafenreffer (1561 - 1619). Der Tübinger Theologieprofessor hatte im Jahr 1600 im Auftrag des württembergischen Herzogs ein Standardwerk über den lutherischen Glauben verfasst, die "Loci theologici". Das Werk entfaltete eine solche Wucht, dass es ins Schwedische übersetzt und offizielles Dogmatik-Lehrbuch der Universität von Uppsala wurde. Vor 400 Jahren, am 22. Oktober 1619, ist Hafenreffer gestorben.

Der 1561 in Lorch im heutigen Ostalbkreis geborene Wissenschaftler interessierte sich nicht nur für Theologie. Auch Mathematik und Astronomie hatten es ihm angetan. Einer seiner Studenten in Tübingen war Johannes Kepler (1571 - 1630), der später die Gesetze der Planetenbewegungen entdeckte. Hafenreffer hatte sich unter anderem mit der Quadratur des Kreises beschäftigt - einer unlösbaren Aufgabe, an der sich jahrhundertelang Mathematiker die Zähne ausbissen.

Der Tübinger Theologe galt als kompromisslos in seinem Festhalten an den lutherischen Bekenntnissen und grenzte sich sehr deutlich von anderen protestantischen Strömungen, etwa dem Calvinismus, ab. Im Ton soll er laut Zeitgenossen dabei ungewöhnlich milde gewesen sein. Die harte Polemik, die ein Wesenszeichen theologischer Auseinandersetzungen des 16. Jahrhunderts gewesen waren, blieb dem schwäbischen Gelehrten fremd - und er riet auch seinen Studenten davon ab.

Kein Verständnis für "heidnischen Unfug"

Dabei konnte der Herr Professor durchaus streng sein. In Tübingen bewirkte er ein Verbot des sogenannten Raupenumzugs, bei dem die Weingärtner ein Kreuz mit Brezel, Hering und Flasche durch die Gassen trugen. Für Haffenreffer war das "heidnischer Unfug", den er in der evangelischen Universitätsstadt nicht sehen wollte.

Mit seinen "Loci theologici" gelang Hafenreffer ein großer Wurf. In drei Büchern - "Von Gott", "Von den Engeln", "Vom Menschen" - stellte er systematisch dar, was Lutheraner glauben. Dabei bediente er sich der Frage-Antwort-Methode und zeigte Kontroversen auf, wobei er seine theologischen Gegner häufig zitierte. In kürzester Zeit löste das Werk das bis dahin geltende Standardwerk Jacob Heerbrands (1521 - 1600) ab.

Auch bei den schwedischen Lutheranern kamen die "Loci theologici" bestens an. Dort erlebte es als offizielles Lehrbuch für evangelische Theologiestudenten mehrere Auflagen. Es wird sogar davon berichtet, dass noch hundert Jahre später König Karl XII. von Schweden Hafenreffers Texte fast auswendig beherrscht habe.

Hafenreffers erste Frau war Agatha Spindler, verwitwete Tochter des württembergischen Reformators Johannes Brenz (1499 - 1570). Nach ihrem Tod heiratete er die Memminger Ratsherren-Tochter Euphrosyne Besserer. Insgesamt 15 Kinder zeugte der Theologe. Von ihnen machte Sohn Samuel Karriere als Mediziner, Sohn David als Superintendent in der württembergischen Landeskirche.

An der Universität Tübingen herrschte für Hafenreffer nicht immer ein freundliches Klima. Um Posten und Einfluss wurde dort teilweise mit harten Bandagen gekämpft. 1605 verhinderte der Professor nur mit Mühe, dass er in der akademischen Rangordnung zurückgestuft wurde. 1618 schließlich wählte ihn die Universität zum Kanzler. Dieses Amt konnte er allerdings nur eineinhalb Jahre ausführen, weil er schon im Oktober 1619 mit 58 Jahren an einem Schlaganfall starb. Seine Universitätskollegen nannten ihn in einem Nachruf einen "frommen, gottseligen und vornehmen, auch um Kirchen und Schulen hochverdienten Theologen".