Warme Freundschaft übersteht den "Brexit-Test"

Deutsche und britische Christen pflegen Kirchenpatnerschaften.
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Teatime verbindet, auch die 15 Partnerschaften zwischen pfälzischen Kirchengemeinden und URC-Gemeinden in Großbrittanien.
Warme Freundschaft übersteht den "Brexit-Test"
Protestanten wollen pfälzisch-britische Verbindung für ein geeintes Europa vertiefen
Bei der Frage "Bleiben oder raus aus der EU?" sind auch britische Protestanten gespalten. Philipp Brooks, der Ökumenereferent der United Reformed Church, setzt auf Kirchenpartnerschaften. Sie sollen helfen, das "Friedensprojekt" Europa zu erhalten.

"Es ist traurig, dass unsere warme Freundschaft durch den Brexit getestet wird", sagt Philip Brooks und atmet tief durch. "Teatime" bei guten Freunden in Frankenthal. Den Abschluss seines dreimonatigen Sabbaticals verbrachte der Ökumenereferent der United Reformed Church (URC) in der Pfalz, um die Kirchengemeinden besser kennenzulernen. Tee und Kuchen gibt es bei Pfarrer Martin Henninger, der für die Partnerschaft mit der URC zuständig ist. Dabei kommt auch zur Sprache, was die pfälzisch-britische Verbindung für ein geeintes Europa leisten kann.

"Die Menschen vor Ort tragen die Kontakte", sagt der britische Theologe. 15 Partnerschaften gibt es derzeit zwischen pfälzischen Kirchengemeinden und URC-Gemeinden. Die Kaiserslauterer Pauluskirchengemeinde erörtere derzeit ebenfalls, eine Partnerschaft zu einer der 1.500 Gemeinden der unierten Kirche aufzunehmen, sagt Pfarrer Henninger. Die URC zählt in England, Schottland und Wales rund 50.000 Mitglieder, die Partnerschaft zur pfälzischen Landeskirche besteht seit 1957.

Bei einem Treffen im Speyerer Landeskirchenrat mit Kirchenpräsident Christian Schad sei man sich einig gewesen, dass die Kirchen mit Blick auf einen möglicherweise ungeregelten Ausstieg Großbritanniens aus der EU ihre Verbindungen stärken müssten, berichtet Brooks. Aufgabe der Kirchen sei es, Politik und Gesellschaft vor Augen zu führen, dass ein starkes Europa nicht nur den Wohlstand sichere: Nach den leidvollen Erfahrungen zahlreicher Kriege sei es vor allem ein Friedensprojekt.

Philipp Brooks, der Ökumenereferent der britischen United Reformed Church (URC) mit Sitz in London plädiert dafür, dass die Kirchen die europäische Idee in ihren Gesellschaften befeuern. Den geplanten Austritt seines Landes aus der EU haelt der 57-jährige Pfarrer für einen großen Fehler.

Welches Ende das Brexit-Chaos nehme, sei derzeit nicht auszumachen, sagt Brooks. In der Frage "Bleiben oder raus aus der EU?" sei auch seine Kirche gespalten. Während viele ältere Mitglieder eher für einen Austritt stimmen, sorgten sich viele Jüngere im Falle eines Bruchs mit der EU um ihre Zukunft. Seit dem knappen Votum der Briten 2016 für den Brexit erinnere die URC die Regierung in London immer wieder daran, dass vor allem die Ärmeren unter diesem Schritt zu leiden hätten.

Besonders britische Kirchengemeinden strecken derzeit die Hände über den Ärmelkanal aus, um Partnerschaften mit deutschen Kirchengemeinden einzugehen. Gerne vermittle er Kontakte, wirbt Pfarrer Henninger. Von 7. bis 9. November gibt es in Frankenthal eine gemeinsame Konferenz von Landeskirche und URC anlässlich des Falls der Berliner Mauer vor 30 Jahren. Dabei ist auch ein gemeinsames Wort beider Kirchen zum Brexit geplant.

Deutsche und britische Christen werden auch weiterhin ihre nach dem Zweiten Weltkrieg gewachsene tiefe Freundschaft bewahren, ist sich Philip Brooks sicher. Sie stünden vor ähnlichen Herausforderungen, wie rückgängigen Mitgliederzahlen oder dem Umgang mit nicht mehr genutzten kirchlichen Immobilien. "Der Leib Jesu Christi ist warm", sagt er. Den "Brexit-Test" werde man auf jeden Fall überstehen: "Ich setze meine Hoffnung auf die Jugend."