"Pavillon der guten Nachrichten" beim Kirchentag will Mut machen

Vor der Petrikirche in Dortmund steht der Pavillon der Guten Nachrichten während des Deutschen Evangelischen Kirchentags in Dortmund vom 19. bis zum 23. Juni 2019.
©Lilith Becker, evangelisch.de
Vor der Petrikirche in Dortmund steht der Pavillon der Guten Nachrichten während des Deutschen Evangelischen Kirchentags in Dortmund vom 19. bis zum 23. Juni 2019.
"Pavillon der guten Nachrichten" beim Kirchentag will Mut machen
Privates Liebesglück, weniger Hunger in der Welt und Schüler, die für mehr Klimaschutz demonstrieren: Der "Pavillon der guten Nachrichten" beim Kirchentag verbreitet Zuversicht. Frohe Kunde tönt auch von oben herab aus einem Baum.

Konflikte und Unglücke, Probleme und Sorgen: Schlechte Nachrichten verbreiten sich meist in Windeseile und prägen Gespräche und Schlagzeilen. Auch beim evangelischen Kirchentag in Dortmund wird viel darüber gesprochen, was schief läuft und wie es besser werden kann - im Kleinen wie im Großen. Doch an einem Ort ist alles anders: "Blick auf das Gute", heißt es im "Pavillon der guten Nachrichten".

"Meine Mama ist immer für mich da", steht auf einem Zettel in dem auffälligen weißen Iglu-Zelt unweit des Hauptbahnhofs, "Wir werden heiraten" auf einem anderen. Viele Besucher teilen hier ihre ganz persönlichen frohen Botschaften - häufig Privates, aber auch Bibelverse und Sprüche oder den Dank für schöne Erlebnisse und das gute Wetter.

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Oft werden andere gute Nachrichten gleich mitgenommen: Im Kirchentags-Grün hängen stapelweise Abreißzettel mit positiven Trends und Statistiken an der Wand, die Themen reichen von weltbewegend bis kurios: Die Zahl der HIV-Infektionen hat sich in den letzten 20 Jahren mehr als halbiert, der Schwefeldioxidausstoß pro Person ist gesunken, der Anteil unterernährter Menschen ist geringer, die Zahl spielbarer Gitarren ist gestiegen.

Leute sitzen auf Kirchentags-Papphockern, schreiben in verschiedenen Sprachen ihre frohe Kunde auf Zettel und heften sie in einen Ordner auf einem Stehpult oder hängen sie an einen Baum der guten Nachrichten, wo sie wie Früchte herunterhängen. Wer will, kann seine Freude auch auf einer kleinen Holzbühne laut verkünden.

Mit Abstand am häufigsten werden die Klimastreiks der Fridays-for-Future-Bewegung als gute Nachricht genannt. "Das ist für viele die beste Nachricht", sagt eine Pavillon-Mitarbeiterin. "Unsere Kinder gehen auf die Straße und erinnern uns an unsere Verantwortung, für diese Erde zu sorgen", heißt es etwa. Endlich werde mehr für Nachhaltigkeit getan, schreibt jemand anders. "Das zeigt, dass Fridays for Future etwas erreicht hat und dass es sich gelohnt hat zu kämpfen."

Auf einer interaktiven Karte lassen sich gute Nachrichten aus aller Welt aufrufen: In Brasilien wird ein Staudammbau gestoppt, in Pakistan wurden in zwei Jahren eine Milliarde Bäume gepflanzt und in Istanbul kann man mit Pfand die U-Bahn-Fahrt bezahlen. In Deutschland sind Innovationen wie die erste Wasserflasche aus recyceltem Plastikmüll aufgeführt.

Ein paar hundert Meter weiter bleiben Dutzende Passanten verdutzt stehen, als plötzlich aus einer Platane neben der Reinoldikirche eine "etwas andere Nachrichtensendung" erschallt. "Die 180.000 Bienen, die auf dem Dach von Notre Dame leben, sind wie durch ein Wunder von dem großen Feuer verschont geblieben", sagt Monika Bujinski in ein Mikrophon. Die Schauspielerin sitzt in dem Baum und liest in einer zehnminütigen Performance mit Musik hinterlegte "Gute Nachrichten vom blauen Planeten" vor. Hier und da brandet spontan Applaus auf.

Ist das naiv? Heile Welt oder gar Propaganda? Es gehe vor allem darum, die Perspektive zu verändern und auf das Gute statt auf das Schlechte zu schauen, sagen die Macher. Die Realität werde keineswegs ignoriert. Wohl nicht zufällig hat die interaktive Karte viele leere Flecken, für die keine guten Nachrichten aufgeführt sind - Libyen etwa, auch Russland und China. Zudem sind die Pavillon-Besucher durchaus kritisch. "Die Anzahl der Menschen mit Mobiltelefon ist gestiegen", lautet eine Positiv-Statistik. Daneben hat jemand angemerkt: "Das ist keine gute Nachricht, schlechte Öko-Bilanz."

Es war ein Herzensanliegen von Kirchentagspräsident Hans Leyendecker, in Dortmund Erfolge und Hoffnungen als Gegengewicht gegen Angst, Misstrauen und "eine modische und oft hysterische Untergangsstimmung" zu setzen: "Statt zu denken 'Es ist ja eh alles schlecht', sollten wir das sehen, was gut ist, was besser klappt als früher." Der jetzigen Generation gehe es in vielerlei Hinsicht besser als früheren.

Diese zuversichtliche Haltung passt zum Hauptthema des Kirchentages, Vertrauen - "das Lebenselixier jeder freiheitlichen Gesellschaft", wie Leyendecker sagt. Im Pavillon spricht aus einer unscheinbaren Notiz das ganze unerschütterliche Vertrauen eines kindlichen Glaubens: In krakeliger Schrift dankt ein Grundschulkind dafür, dass es Gott gibt. "Er beschützt uns. Wir sind nie allein."