Dortmund steht für Strukturwandel

Blick vom Kaiserberg auf den Phönixsee, mit Abendstimmung
© Bijan Yaghoubi (Bildbearbeitung: Lucas Kaufmann)/ wikimedia commons
Blick vom Kaiserberg auf den Phoenixsee
Dortmund steht für Strukturwandel
Dortmund ist wie alle Revierstädte von Umbrüchen geprägt. Sport, Kultur und Wissenschaft spielen heute eine wesentliche Rolle. Aber auch die Industriekultur ist noch sichtbar.

Dortmund steht für Umbrüche und Wandel: Statt Kohle, Stahl und Bier sind heute Wissenschaft, Kultur und Sport prägend. Die letzte Zeche schloss 1987, der letzte Hochofen erlosch 2001. In der einstigen Bierstadt Nummer 1 in Europa ist von zahlreichen Brauereien nur noch eine einzige übrig geblieben. Zum dritten Mal ist Dortmund vom 19. bis 23. Juni Gastgeberin des evangelischen Kirchentages - nach 1963 und 1991, damals mit dem gesamten Ruhrgebiet.

Die Stadt will sich nach den Worten von Oberbürgermeister Ullrich Sierau (SPD) als tolerante und weltoffene Ruhrmetropole präsentieren, in der Vielfalt im gesellschaftlichen, kulturellen und religiösen Miteinander gelebt wird. Mit rund 600.000 Einwohnern ist Dortmund die größte Stadt im Ruhrgebiet.

Die Industriegeschichte lebt mit einigen stillen Zeugen fort. So bilden das Industriemuseum Zeche Zollern und der einstige Stahlstandort Phoenix-West mit dem künstlich angelegten Phoenix-See die Kulisse für mehrere Kirchentags-Veranstaltungen. Das Dortmunder U, früher Haus der Union-Brauerei und heute Stätte für Kultur und Wissenschaft, zählt mit seinen Bewegtbildern des Filmemachers Adolf Winkelmann ebenso zu den Landmarken im Stadtbild wie das 70 Meter hohe Harenberg-Center und der 173 Meter hohe Florianturm im Westfalenpark. Die grüne Oase, einst Ort der Bundesgartenschau, und der Tierpark sind beliebte Ausflugziele. Zu den historischen Gebäuden in der Innenstadt gehört die evangelische Reinoldikirche, deren Ursprünge bis ins 10. Jahrhundert zurückreichen.

Industriemuseum Zeche Zollern in Dortmund

Der Strukturwandel scheint geglückt: Die Arbeitslosenquote lag zuletzt knapp unter zehn Prozent. Der Umbruch begann bereits in den 60er Jahren mit der Gründung des Technologieparks und der Universität. In den Kommunalparlamenten hatte die SPD über Jahrzehnte die klare Mehrheit, Dortmund galt als "Herzkammer" der Sozialdemokratie. Bei der Europawahl landete die Partei jedoch mit 23 Prozent der Stimmen erstmals auf Rang 2 und damit hinter den Grünen, die auf 24,9 Prozent kamen.

Heute sind Forschung und Technologie mit führenden IT-Firmen maßgebliche Größen des Wirtschaftslebens. Zu wichtigen Arbeitgebern gehören ferner die Banken- und Versicherungsbranche, das Handwerk, der Gesundheits- und Pflegebereich sowie die Logistikbranche. Sie umfasst den vor 110 Jahren gegründeten Hafen ebenso wie das größte europäische Ikea-Zentrallager.

Dortmund liegt inmitten eines dichten Straßen- und Schienennetzes und verfügt über den drittgrößten Verkehrsflughafen in NRW. Die City ist ein Einkaufsmagnet, der Weihnachtsmarkt mit dem weltweit größten Weihnachtsbaum gehört zu den Touristenattraktionen. Für eine ausgeprägte Kulturlandschaft sorgen Konzerthaus, Oper, Theater, kleinere Bühnen sowie zahlreiche Museen. Die Deutsche Arbeitsschutzausstellung (DASA) mit Themen rund um die Arbeitswelt, die überregional bekannten Westfalenhallen und das noch junge Deutsche Fußballmuseum sind Publikumslieblinge und weitere Veranstaltungsorte des Kirchentags.

Parteiübergreifend stehen Politiker des demokratischen Spektrums und ein breites gesellschaftliches Bündnis gegen den Rechtsextremismus zusammen. Dortmund gilt als Hotspot der rechten Szene im Westen Deutschlands. Der Kirchentag befasst sich mit diesem Thema und bietet im offiziellen Programm einen Stadtrundgang "Rechtsextremismus in Dortmund" an.

In Dortmund wohnen Menschen aus über 160 Nationen. Besonders hoch ist der Anteil von Migranten in der Nordstadt. Vor allem der Zuzug aus Südosteuropa stellt die Stadt vor soziale Herausforderungen. Einer christlichen Konfession gehört gut die Hälfte der Bevölkerung an, dabei sind die Protestanten knapp in der Mehrheit. Die größte nicht-christliche Religionsgemeinschaft sind die Muslime.

Mit dem Abschlussgottesdienst am 23. Juni im Signal Iduna Park, dem größten Stadion Deutschlands, rückt auch die herausragende Rolle des Sports in den Blick. Ein absolutes Aushängeschild ist zweifellos Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund. Insgesamt hat die Stadt 510 Sportvereine und ist drittgrößter Olympiastützpunkt Deutschlands. Dort werden 450 Kaderathleten aus 20 Sportarten betreut, darunter der Deutschland-Achter.