100-Jährige geht in die Kommunalpolitik

 Lisel Heise
© epd-bild/Thomas Stepan
Die 100-jährige Lisel Heise in ihrer Wohnung in Kirchheimbolanden (Rheinland-Pfalz). Bei den Kommunalwahlen am 26. Mai tritt sie für den Wählerbund "Wir fuer Kibo" in der 8.000-Einwohner-Stadt an – und ist damit die wohl bundeweit älteste Kandidatin für ein politisches Amt.
100-Jährige geht in die Kommunalpolitik
Im rheinland-pfälzischen Kirchheimbolanden ist am Sonntag eine 100-Jährige in den Stadtrat gewählt worden.

Die ehemalige Lehrerin Lisel Heise habe die meisten Stimmen der Liste "Wir für Kibo" erhalten und nehme das Mandat an, teilte die Wählergruppe am Montag mit. Sie solle künftig die "Wir für Kibo"-Stadtratsfraktion als Fraktionssprecherin anführen. Die 100-Jährige, eine begeisterte Schwimmerin, war mit dem Ziel angetreten, dass Kirchheimbolanden wieder ein Freibad bekommt. Das alte Bad war vor acht Jahren geschlossen worden.

Die Kandidatur der hochbetagten Rentnerin hatte in den vergangenen Monaten ein großes Medienecho erzeugt. Die "Power-Oma", wie sie die "Bild"-Zeitung nannte, stand zwar nur auf Listenplatz 20 ihrer Wählergruppe. Doch die bei vielen Stadtbewohnerinnen und -bewohnern hoch geachtete und beliebt Lehrerin setzte sich gegen ihre Mitbewerber durch.

Die Protestantin Heise ist seit vielen Jahrzehnten in der Kirchengemeinde von Kirchheimbolanden engagiert. Mehr als 40 Jahre lang sang die Tochter eines Schuhfabrikanten in der Kantorei und im Kirchenchor. Noch immer geht die geistig und körperlich außerordentlich fitte Seniorin regelmäßig in den Gottesdienst. Mit offenen Worten kommentiert sie die Predigten von Stefan Dominke, dem Dekan des Kirchenbezirks Donnersberg.

Im Vorfeld der Kommunal- und Europawahl betonte Lisel Heise, dass es keine Frage des Alters sei, politisch etwas zu verändern und die Gesellschaft mitzugestalten. Der neu erwachende Nationalismus in Europa "ist Irrsinn", sagte die Zeitzeugin, die den letzten Krieg und den Wiederaufbau miterlebte, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Auch unterstützt die frisch gebackene Stadträtin den Kurs von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron für ein Zusammengehen der europäischen Länder. "Und die Brexit-Vertreter sollte man auf den Mond schießen", sagt sie.