7 Wochen Ohne, Woche 3: "Ehrlich zueinander sein"

Hand mit Papierherz
© 7 Wochen Ohne/Gesche Jaeger
7 Wochen Ohne, Woche 3: "Ehrlich zueinander sein"
Das Motto der evangelischen Fastenaktion "7 Wochen Ohne" lautet dieses Jahr: "Mal ehrlich! Sieben Wochen ohne Lügen". In der dritten Woche "Lügenfasten" geht es um die große Wahrheit und den Umgang miteinander.

Nun aber legt auch ihr das alles ab: Zorn, Grimm, Bosheit, Lästerung, schandbare Worte aus eurem Munde; belügt einander nicht; denn ihr habt den alten Menschen mit seinen Werken ausgezogen und den neuen angezogen, der erneuert wird zur Erkenntnis nach dem Ebenbild dessen, der ihn geschaffen hat. Da ist nicht mehr Grieche oder Jude, Beschnittener oder Unbeschnittener, Nichtgrieche, Skythe, Sklave, Freier, sondern alles und in allen Christus. (Kolosser 3,8-̶11)

Liebe Fastengemeinde,

ich hoffe, dass Ihnen die Zeit des Lügenfastens gut bekommt. Ich hoffe, Sie konnten sich schon ein paar Wahrheiten stellen, die vielleicht auch außerhalb Ihrer eigenen vier Wände liegen. Haben Sie etwas entdecken können, das Sie neugierig gemacht hat? Haben Sie einmal einen neuen Pfad beschritten und entdecken können, dass die Wahrheit größer sein kann, als Sie bisher vielleicht angenommen haben?

Der Text für diese Woche hat auch etwas mit der Größe von Wahrheit zu tun. Für Paulus, den Schreiber dieser Briefzeilen, hat sich die Wahrheit schlagartig verändert. Von einem Moment auf den anderen hat sich ihm eine völlig neue Wahrheit eröffnet, nämlich Jesus Christus. Vermutlich kennen Sie die Geschichte von seiner Bekehrung vom Saulus zum Paulus, die Geschichte von seinem Damaskuserlebnis. Dem eifrigen Christenverfolger Saulus erscheint kurz vor der Stadt Damaskus der auferstandene Christus und fragt ihn: "Warum verfolgst du mich?" Saulus ist anschließend blind und wird ausgerechnet von einem Christen versorgt. (Apostelgeschichte 9,1̶19) Als er wieder sehen kann, wird Paulus zu einem Missionar für die neu erkannte Wahrheit. Jesus Christus hat ihn verändert, hat das Verhältnis Gottes zur Menschheit verändert. Für Paulus besteht kein Zweifel: Wer diese große Wahrheit erkennt, ist ein neuer Mensch, und das schreibt er auch an die Gemeinde in Kolossä.

Es ist keine Überraschung, dass Paulus an die Geschichte anknüpft, die auch wir in der letzten Woche als Impuls für unser Lügenfasten hatten: die Geschichte von der Erschaffung des Menschen und vom Garten Eden. Schließlich geht es ihm um Erkenntnis. Der "alte Mensch", das ist für Paulus Adam, der Mensch, der vom Baum der Erkenntnis aß, obwohl es ihm verboten war. Der alte Mensch ist der, der aus dem Garten geworfen wurde und der nun offen für all das war, das Paulus aufzählt: "Zorn, Grimm, Bosheit, Lästerung, schandbare Worte." Aber dabei blieb es ja nicht. Paulus weiß davon zu erzählen. Wer an Jesus Christus glaubt, dem wird eine neue Erkenntnis offenbart. Wer sich zu Christus bekennt, ist ein neuer Mensch, ein Mensch, der wahrhaft das Ebenbild Gottes ist. Und dieser Mensch kann gar nicht anders, als Lästerungen und Zorn abzulegen, wie man eben den alten Menschen abgelegt hat.

Die Wahrheit Christi, das ist für Paulus vollkommen klar, ist die ganze große Wahrheit, die alles umfasst. Sie ist größer als jede Volkszugehörigkeit, größer als jede soziale oder religiöse Herkunft und sogar größer als die Frage, ob jemand in Freiheit lebt oder nicht. Wer in dieser allumfassenden Wahrheit lebt, der kann sich auch gegenseitig nicht belügen, sondern wird sich die Wahrheit sagen.

Ob Paulus dabei auch an Wahrheiten dachte, die wehtun können? Wahrheiten, die einem schwerfallen auszusprechen, weil man sein Gegenüber nicht verletzen will? Ob er an Notlügen und Komfortlügen dachte? Ich bin mir nicht sicher, aber ich kann mir vorstellen, dass es ihm angesichts der ganzen großen Wahrheit von Jesus Christus nicht um kleine Lügen ging. Vielmehr glaube ich, dass es ihm um solche Lügen ging, die anderen tatsächlich schaden. Schließlich schreibt er, man solle "Zorn, Grimm, Bosheit, Lästerung und schandbare Worte" vermeiden. Der "neue Mensch", wie ihn sich Paulus vorstellt, wird sicherlich vor allem darauf schauen, was gut für die anderen ist. Das ist die logische Folge aus der ganzen großen Wahrheit. Darbei geht es nicht darum, einander alles vorzuhalten, was das Gegenüber falsch macht. Vielmehr geht es darum, sich umeinander zu kümmern. Das kann und muss manchmal natürlich auch heißen, sich gegenseitig unangenehme Wahrheiten zu sagen. Aber das muss immer unter der großen Wahrheit stehen, dass alle durch Jesus Christus zu Brüdern und Schwestern wurden. Und Geschwister sollen gut miteinander umgehen.

Was machen wir nun daraus in dieser Woche? Ich schlage Ihnen vor, dass Sie den Spiegel, den Sie in der ersten Woche zur Hand genommen haben, in dieser Woche bei sich tragen. Hoffentlich ist er handlich genug. Wenn nicht, suchen Sie doch nach einem, der in Ihre Tasche passt. Ein Spiegel ist ein wunderbares Hilfsmittel zu Erkenntnis. Und in dieser Woche soll er Sie immer wieder daran erinnern, dass wir ehrlich zueinander sein sollen. Gleichzeitig soll der Spiegel Sie an den Grund dafür erinnern, warum wir ehrlich zueinander sein sollen: Weil wir gut zueinander sein sollen. Und das sollen wir, weil Gott so gut zu uns ist. Der Spiegel soll in dieser Woche also auch eine Erinnerung an die ganze große Wahrheit sein. Darum ist es am besten, wenn Sie ihn so einstecken, dass Sie ihn auch immer wieder entdecken werden.

Bleiben Sie achtsam, wenn es darum geht, jemandem die Wahrheit zu sagen. Überwinden Sie sich, wenn Sie merken, dass es nottut. Halten Sie sich zurück, wenn Sie merken, dass es um Lästern geht, oder darum, Wahrheiten hinter dem Rücken von jemandem zu erzählen. Bleiben Sie direkt und bleiben Sie behutsam. Denken Sie an die ganze große Wahrheit!

Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Woche!

Ihr Frank Muchlinsky