Militärbischof: Organisatorische Hürden für Militärimame abbauen

Sigurd Rink, Militärbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland.
© epd-bild/Melanie Bauer
Sigurd Rink, Militärbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland.
Militärbischof: Organisatorische Hürden für Militärimame abbauen
Katholische und evangelische Militärseelsorge hat seit Jahrzehten Tradition bei der Bundeswehr. Militärimame oder ein Militärrabbinat gibt es jedoch nicht. Dabei sieht der evangelische Militärbischof Rink definitiv einen Bedarf dafür.

Der evangelische Militärbischof Sigurd Rink hat sich dafür ausgesprochen, organisatorische Hürden für den Einsatz von muslimischen und jüdischen Militärseelsorgern abzubauen. Größere Bundeswehrstandorte wie Munster, Wilhelmshaven oder Augustdorf könnten für den Anfang Kooperationen mit vertrauenswürdigen Moscheegemeinden vor Ort aufbauen, deren Imame nebenamtlich als Militärseelsorger arbeiten, sagte Rink dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Montag. "Militärimame und Militärrabbiner einzusetzen wäre ein wichtiges Zeichen, das die Pluralität in der Bundeswehr widerspiegelt", sagte Rink.

Der Wehrbeauftragte des Bundestags, Hans-Peter Bartels (SPD), hatte in einem Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Montag) gefordert, dass ehrenamtliche Seelsorger für muslimische Soldaten zuständig sein sollten. Gleichzeitig hatte er das Verteidigungsministerium aufgefordert, nach sieben Jahren der Prüfung zu einem Ergebnis zu kommen, wie Seelsorge für muslimische und jüdische Soldaten sichergestellt werden könne.

Bedarf für muslimische und jüdische Seelsorger

Für hauptamtliche Militärimame ist nach Ansicht von Bartels die Zahl zu gering, zumal die muslimischen Soldaten über viele Standorte verteilt seien. "Aufgrund der unterschiedlichen muslimischen Glaubensrichtungen wäre es sehr gut, mehrere muslimische Seelsorger zu ernennen, die gegebenenfalls auch nebenamtlich Dienst tun könnten", sagte Bartels. Dem Zeitungsbericht zufolge gibt es 1.500 muslimische Soldaten.

Der evangelische Militärbischof sagte, klar sei, dass es einen Bedarf für muslimische und jüdische Militärseelsorge gebe. Denn auch der Zentralrat der Juden denke derzeit über ein Militärrabbinat nach. Neben dem Kooperationsmodell sei es auch denkbar, an den vier Dekanaten der Militärseelsorge in Kiel, Köln, Berlin und München jüdische und muslimische Seelsorger anzustellen, die jeweils für eine Region zuständig seien.

Bislang vertrauten sich betroffene Soldaten oft den christlichen Seelsorgern an. "Es geht um Lebensbegleitung, aktives Zuhören, ein offenes Ohr", sagte Rink. "Militärseelsorge ist eine anspruchsvolle Aufgabe: Es geht um Leben, Tod, Schuld, Einsamkeit." Laut Rink müssten muslimische Seelsorger eine entsprechende Qualifizierung haben, etwa einen Studienabschluss in Islamischer Theologie und eine Zusatzausbildung als Militärseelsorger. Generell könnten christliche, muslimische und jüdische Theologen in diesem Bereich zusammenarbeiten.

Rink zeigte sich weniger überzeugt davon, muslimische Militärseelsorger auf ehrenamtlicher Basis in der Bundeswehr einzusetzen. "Ich glaube nicht, dass sich diese Aufgabe als Ehrenamt eignet", sagte er. In einem Kooperationsmodell mit lokalen Moscheegemeinden müssten die Imame allerdings auch nicht sofort einen Beamtenstatus auf Zeit erhalten, sondern könnten als Angestellte mit einem bestimmten Stundenkontingent arbeiten.