Neuer Leitfaden will "demenzsensible Kirchengemeinden" fördern

"Flurtanz" für Demenzpatienten
© epd-bild/Jörn Neumann
Ein neuer Leitfaden soll Haupt- und Ehrenamtliche in den Gemeinden für den Umgang mit Demenzkranken und ihren Angehörigen sensibilisieren.
Neuer Leitfaden will "demenzsensible Kirchengemeinden" fördern
Ein neuer Leitfaden will Anstöße zur Inklusion von demenzkranken Menschen in die protestantischen Kirchengemeinden der Pfalz sowie in Hessen und Nassau geben.

Ziel der Broschüre sei es, Haupt- und Ehrenamtliche in den Gemeinden für den Umgang mit Demenzkranken und ihren Angehörigen zu sensibilisieren und ihnen Hilfsmöglichkeiten aufzuzeigen, sagte der Diakon Horst Roos vom protestantischen Diakonissenverein Frankenthal am Dienstag bei der Vorstellung in Landau.

Der Lese- und Leitfaden "demenz sensibel - Wie geht das in der Kirchengemeinde" solle demenzkranke Menschen so lange wie möglich am Leben der Kirchengemeinde teilhaben lassen, sagte Roos. Der Leitfaden nenne dafür Beispiele aus der kirchlichen Gemeindearbeit, Seelsorge und Gottesdienst. Acht Autorinnen machten aus ihrer praktischen Arbeit heraus auf die Situation von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen aufmerksam und zeigten Unterstützungsmöglichkeiten auf.

Die Zahl der von der Erkrankung betroffenen Menschen steige an, und die Kirchengemeinden müssten sich besser auf den Umgang mit ihnen einstellen, appellierte die Frankenthaler Dekanin Sieglinde Ganz-Walther als Vorsitzende des Diakonissenvereins. Die Kirche habe Demenz bisher zu wenig in den Blick genommen - das Thema sei gesellschaftlich noch immer schambesetzt und bereite Ängste. Rund 60 bis 70 Prozent aller Hochaltrigen in Deutschland sind nach Schätzungen von der Demenzkrankheit betroffen.

Demenzsensible Kirchengemeinden hingegen behandelten Demenzkranke in Gottesdiensten oder bei Gemeindeveranstaltungen so, wie sie seien, sagte Pfarrerin Ingeborg Beiersdorf aus Osthofen als Vertreterin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Dafür seien aber mehr Aus- und Fortbildungsangebote für Gemeindemitglieder sowie Pfarrer nötig. Wichtig sei es für Kirchengemeinden, sich mit anderen, auch nichtkirchlichen Hilfseinrichtungen für Demenzkranke zu vernetzen.

Angehörige von Demenzkranken seien oft mit der für sie neuen und sehr belastenden Situation überfordert, sagte Nicola Hagemann, die Leiterin des Hieronymus-Hofer-Hauses der Diakonissen in Frankenthal. "Der Bedarf an Hilfe ist enorm", sagte die Altersforscherin.

Der neue Leitfaden ist ein Kooperationsprojekt des protestantischen Diakonissenvereins Frankenthal, des Instituts für kirchliche Fortbildung sowie die Missionarisch-Ökumenischen Dienstes der pfälzischen Landeskirche in Landau. Der Leitfaden geht auf eine Anregung des Frankenthaler Diakonissenvereins zurück und wird in der Reihe "Butenschoen Campus" vom Institut für kirchliche Fortbildung der pfälzischen Landeskirche in Landau herausgegeben.