Politiker von CDU und Grünen fordern mehr Unabhängigkeit der Ditib

Politiker von CDU und Grünen fordern mehr Unabhängigkeit der Ditib
CDU-Innenexperte Christoph de Vries fordert eine schärfere Gangart gegenüber dem Islamverband Ditib. "Der türkische Moscheeverband ist unverändert die deutsche Filiale der türkischen Religionsbehörde, die personell, organisatorisch und finanziell das Zepter bei Ditib fest in der Hand hat", sagte er den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland am Samstag mit Blick auf den von Ditib angekündigten "Neuanfang" mit personellen Veränderungen im Vorstand.

Ein Islamverband, dessen Loyalität allein der türkischen Regierung gelte, könne "nicht Teil Deutschlands sein", sagte De Vries, der Berichterstatter der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für Kirchen und Religionsgemeinschaften ist. Da die Türkisch-Islamische Union (Ditib) die Chance zur Emanzipation vertan habe und den Weg in die Isolation weiter fortsetze, sei die Bundesregierung gut beraten, die Zusammenarbeit in der Deutschen Islamkonferenz auszusetzen und nach der Streichung der Fördermittel "die Zügel weiter anzuziehen, wenn spioniert, Krieg glorifiziert und gegen Andersgläubige gehetzt wird".

Ministerpräsident Laschet forderte die Ditib auf, sich unabhängig vom politischen Einfluss des türkischen Staates zu machen. "Erst nach sichtbaren Fortschritten ließe sich über mögliche weitere Formen der Zusammenarbeit entscheiden", sagte der CDU-Vize dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Samstag). Derzeit gebe es "keine institutionelle Zusammenarbeit im Rahmen aktueller konkreter Projekte".

Ditib: Anerkennung als Religionsgemeinschaft?

Auch der Grünen-Politiker Özdemir rief die Ditib zu einem inhaltlichen und personellen Neubeginn auf, der eine Loslösung von Ankara umfasst. Er sehe nicht, wie die Ditib sonst an deutsche Schulen oder zur Anerkennung als Religionsgemeinschaft kommen sollte, sagte Özdemir dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Aktuell sei der Verband "von der Anerkennung als Religionsgemeinschaft weiter entfernt denn je zuvor".


Die in Köln ansässige Ditib ist mit rund 860 Moscheegemeinden die größte islamische Organisation in Deutschland. Nach anhaltender Kritik hatte der Verband, der eng mit der türkischen Religionsbehörde Diyanet verbunden ist, einen "Neuanfang" angekündigt und einen neuen Vorstand vorgestellt. Politiker sehen in den Personalveränderungen jedoch kein Signal für eine andere Ausrichtung der Ditib. Lediglich drei der sieben Mitglieder sind neu im Vorstand. Die Linke kritisierte zudem, dass drei Vorstände Beamte der Diyanet in Ankara seien, darunter der neue Vorstandsvorsitzende Kazim Türkmen.