Rouladen und Beratung: Vesperkirchen in Bayern starten

Vesperkirchen in Bayern und Baden-Württemberg
© epd-bild/Volker Hoschek
Vesperkirchen haben in Baden-Württemberg (hier: Leonhardskirche in Stuttgart-Mitte) schon lange Tradition. In Bayern haben sie sich in den vergangenen Jahren etabliert.
Rouladen und Beratung: Vesperkirchen in Bayern starten
Immer mehr ehrenamtliche Helfer und Besucher - Landesbischof hält Andacht
Viele verschiedene Menschen sitzen an einem Tisch, begegnen sich auf Augenhöhe und finden Unterstützung, wenn sie sie suchen - das ist die Idee hinter den Vesperkirchen, die jetzt wieder in Bayern beginnen und von dem großen Einsatz der Ehrenamtlichen leben.

In den kommenden Wochen starten wieder die Vesperkirchen in evangelischen Kirchen in Bayern. Den Anfang macht bereits an diesem Sonntag (13. Januar) die Vesperkirche in der Nürnberger Gustav-Adolf-Gedächtniskirche. Sie dauert bis zum 24. Februar. Am 20. Januar folgt die Vesperkirche in Schweinfurt, die bereits zum fünften Mal öffnet. Schon sechs Mal bietet die Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde in Nürnberg-Langwasser eine kleinere Vesperkirche, die sie "MahlZeit" nennt. Sie dauert eine Woche vom 3. bis 10. Februar.

Die Angebote sollen einen Raum der Begegnung bieten - über soziale, kulturelle sowie andere Grenzen hinweg. "Unserer Kirche öffnet sich als niederschwelliger Raum, in den alle Menschen eingeladen sind", sagte der Pfarrer der Gustav-Adolf-Gedächtniskirche, Bernd Reuther, dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Die Idee ist: Im Kirchenraum sitzen Menschen verschiedener Milieus an einem Tisch, alle finden Unterstützung und begegnen sich auf Augenhöhe."

Essen, Gespräche, Beratung und Kultur

In der Nürnberger Vesperkirche haben sich etwa 500 Ehrenamtliche zur Mitarbeit gemeldet. Das Zusatzangebot von Lachyoga bis zur Mieterberatung sei noch einmal umfangreicher geworden als in den Vorjahren, sagte Reuther. Er predigt am Eröffnungstag im Dialog mit dem Nürnberger evangelischen Regionalbischof Stefan Ark Nitsche zum Thema "Wagemutig und bedacht". Anschließend gibt es für die Gäste Rouladen mit Kloß oder eine vegetarische asiatische Gemüsepfanne. Am Freitag, 18. Januar, ist der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm zu Gast in der Vesperkirche. Er hält um 11.30 Uhr eine Andacht.

Bei den vergangenen drei Vesperkirchen gingen täglich im Durchschnitt etwa 550 Menschen zum Essen und zu Gesprächen in die Kirche in der Nürnberger Südstadt. Sie zahlen für die Mahlzeiten einen symbolischen Betrag von einem Euro. Die Beratungsangebote, Friseur, Strick- oder Tanzgruppen sind kostenlos ebenso wie der Kaffee mit gespendetem Kuchen. An den Wochenenden gibt es ein Kulturprogramm, das in den ersten 14 Tagen vom Staatstheater in Nürnberg getragen wird.

Rund 175 Helfer sind in der Schweinfurter Johanniskirche als Gastgeberinnen und Gastgeber unterwegs. Viele von ihnen würden sich sogar Urlaub, um als Ehrenamtliche mit dabei sein zu können, teilte die Diakonie Schweinfurt mit. Außerdem engagierten sich unter anderem Klassen des Schweinfurter Celtis-Gymnasiums und der Sattler-Realschule. An den 22 Vesperkirchentagen sind außerdem wieder verschiedene soziale Beratungs- und Informationsangebote vorgesehen, ebenso wie konkrete Hilfen wie Blutdruckmessen, Fußpflege und weiteres mehr.

Zudem sei in den drei Wochen jeden Donnerstagabend um 19 Uhr ein besonderes Programm geplant. Am 24. Januar etwa gebe der Chor "Voice of Glory" ein Gospelkonzert, am 31. Januar steht einen Abend das Thema "Zusammenleben im Alter - geht das?" auf dem Programm, und am 7. Februar ist ein musikalischen "Ohrenschmaus" mit Pfarrerinnen und Pfarrern des evangelischen Dekanats Schweinfurt zu hören.

Die vor fünf Jahren als bayernweites Pilotprojekt von bayerischer Diakonie und Landeskirche gestartete Vesperkirche kostet jährlich rund 60.000 Euro. Finanziert wird sie über Spenden und durch den verbilligten Essensverkauf. Die Organisatoren erwarten in den rund drei Wochen etwa 8.000 Gäste.

Eine längere Tradition haben Vesperkirchen in Baden-Württemberg. Dort gibt es 33 solcher Angebote, meist in größeren Städten und oft ökumenisch organisiert.