Weltrisikobericht: Katastrophen treffen Kinder am stärksten

Naturkatastrophen sind verheauf Vanatu auf der südpazifischen Insel Ambae.
© Alana Holmberg/Oculi/Agence VU/laif
Das Idyll trügt: Einwohner von Vanatu auf der südpazifischen Insel Ambae warten auf ihre Evankuierung nach einer Naturkatastophe im August 2018.
Weltrisikobericht: Katastrophen treffen Kinder am stärksten
Das Land mit dem höchsten Katastrophenrisiko ist laut dem neuen Weltrisikoindex Vanuatu, gefolgt von Tonga und den Philippinen. Die größte Gefahr droht den Kindern dort. Deutschland nimmt Platz 155 von 172 ein.

Erdbeben, Überschwemmungen oder Wirbelstürme sind vor allem für Kinder katastrophal. Dies ist eine zentrale Aussage des Weltrisikoberichts 2018. Kinder seien körperlich schwächer, psychisch weniger belastbar und rechtlich oft weniger geschützt. Auch bei der Prävention würden sie nicht entsprechend berücksichtigt, heißt es in dem Bericht, den "Bündnis Entwicklung Hilft" und das Institut für Friedenssicherungsrecht und Humanitäres Völkerrecht der Ruhr-Universität Bochum am Montag in Berlin vorstellten.

Seelische Folgen ein Leben lang

"Die Zahl der Kinder, die in den vergangenen Jahren aufgrund von Katastrophen fliehen mussten, die ihre Eltern verloren haben, die ausgebeutet, missbraucht, verletzt oder sogar getötet wurden, ist alarmierend", betonen die Experten. Fast jedes vierte Kind weltweit lebt demnach in einem Land, das von Katastrophen betroffen ist. Direkte und undirekte körperliche und seelische Folgen könnten die Jungen und Mädchen ein Leben lang beeinträchtigen. Zudem könnten mangelhafte Versorgung oder seelische Traumata die Entwicklung massiv und schlimmstenfalls irreversibel beeinträchtigen. Wie sehr die Kinder leiden, hänge aber auch davon ab, ob Schulbildung lange unterbrochen oder ganz abgebrochen wird.

Die Regionen mit dem höchsten Katastrophenrisiko liegen dem Index 2018 zufolge in Ozeanien, Südostasien, Mittelamerika und in West- und Zentralafrika. Das größte Risiko hat Vanuatu, gefolgt von Tonga und den Philippinen - allesamt Inselstaaten im Pazifischen Ozean. Dabei sei nicht nur die Gefährdung gegenüber extremen Naturereignissen sehr hoch, heißt es in dem Bericht. Diese Länder wiesen auch eine hohe gesellschaftliche Verwundbarkeit auf.

Luftaufnahme des Vulkans Manaro auf der Pazifikinsel Ambae, aus dem Rauch aufsteigt. Wegen eines drohenden Vulkanausbruchs haben im Pazifikstaat Vanuatu alle 11 000 Bewohner einer Insel ihre Heimat verlassen müssen.


Der Index soll einen Anhaltspunkt dafür bieten, wie hoch das Risiko ist, dass ein Land von einer Katastrophe infolge eines extremen Naturereignisses betroffen sein wird. Als Grundidee steht dahinter, dass für das Risiko nicht allein das Auftreten von beispielsweise Dürren, Erdbeben oder Wirbelstürmen relevant ist, sondern dass auch gesellschaftliche Faktoren verantwortlich dafür sind, ob es zu einer Katastrophe kommt oder nicht.

Inselstaaten mit höchstem Risiko

Insgesamt gehören neun Inselstaaten zu den 15 Ländern mit dem höchsten Risiko. Sie sind laut Bericht Naturgefahren wie Überschwemmungen, Wirbelstürmen und dem Anstieg des Meeresspiegels besonders ausgesetzt. Unter dem Gesichtspunkt gesellschaftliche Verwundbarkeit werden unter den 15 am stärksten gefährdeten Ländern 13 afrikanische aufgezählt.

Deutschland belegt auf dem Gesamtindex Rang 155 von 172. Als Plätze mit dem niedrigsten Katastrophenrisiko werden Saudi-Arabien, Malta und Katar genannt. "Die jährliche Analyse des Katastrophenrisikos weltweit wird immer wichtiger", betonte der Geschäftsführer von "Bündnis Entwicklung Hilft", Peter Mucke. "Die extremen Wettereignisse nehmen zu, was wir diesen Sommer auch durch die langanhaltende Dürre in Europa zu spüren bekommen haben."



Der Weltrisikobericht wird seit 2011 jährlich von "Bündnis Entwicklung Hilft" veröffentlicht, einem Zusammenschluss der Hilfsorganisationen "Brot für die Welt", Christoffel-Blindenmission, Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe, Kindernothilfe, medico international, Misereor, terre des hommes und Welthungerhilfe. Assoziiert sind außerdem "German Doctors", Plan International und Oxfam.