Umstrittene Glocke aus NS-Zeit bleibt hängen

Friedenskirche in Homburg-Beeden
Foto: Lokilech/Wikipedia
Die Kirchenglocke im Turm der Friedenskirche in Homburg-Beeden bleibt mit ihrer umstrittenen Inschrift aus der NS-Zeit hängen.
Umstrittene Glocke aus NS-Zeit bleibt hängen
Die mit einer umstrittenen Inschrift aus der Zeit des Nationalsozialismus versehene Glocke im Turm der protestantischen Friedenskirche im saarländischen Homburg bleibt hängen.

Der Vorstand der Friedenskirchengemeinde Homburg-Beeden habe diesen Beschluss nach eingehenden Beratungen einstimmig gefasst, teilte die Gemeinde am Mittwoch mit. Die Glocke ist den Angaben zufolge mit dem Zusatz "Gegossen im Jahr der Saarbefreiung 1935" versehen. Eine Namenswidmung oder ein nationalsozialistisches Symbol befinde sich nicht auf der Glocke.

Die drei 1935 gegossenen Glocken der Friedenskirche tragen laut Gemeinde die Aufschrift "Friede", "Freude" und "Freiheit". Dies bringe die Hoffnung der damaligen saarländischen Bevölkerung zum Ausdruck, die mit dem Ergebnis der Volksabstimmung verbunden war und von der Bevölkerung als Befreiung empfunden worden sei, hieß es. 90,5 Prozent hatten sich damals für die Zugehörigkeit zum Deutschen Reich ausgesprochen, 0,4 Prozent für die Zugehörigkeit zu Frankreich und 8,9 Prozent für den Status Quo als Mandatsgebiet des Völkerbundes. Die Glocken mit der Aufschrift "Friede" und "Freude" tragen keinen weiteren Zusatz in der Beschriftung.

Besuch in der Glockengießerei Rincker

In etwa zwei Dutzend deutschen Kirchen hängen nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Spiegel" vom April noch heute Glocken mit Bezug zum Nationalsozialismus. Vor allem eine Glocke im Turm der protestantischen Kirche in Herxheim am Berg im rheinland-pfälzischen Landkreis Bad Dürkheim hat die heftigen Diskussionen um Glocken aus der Zeit des Nationalsozialismus ausgelöst.

Die 1934 gegossene Glocke in Herxheim ist mit einem Hakenkreuz und der Aufschrift "Alles fuer's Vaterland - Adolf Hitler" versehen. Presbyterium und Ortsgemeinderat haben sich für einen Verbleib der Glocke im Turm ausgesprochen. Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, kritisierte diese Entscheidung scharf. Sie zeuge von einer tiefen Respektlosigkeit gegenüber allen Opfern des Nationalsozialismus.