TV-Tipp: "Donna Leon: Endstation Venedig" (ARD)

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TV-Tipp: "Donna Leon: Endstation Venedig" (ARD)
16.6., ARD, 20.15 Uhr
Dieser zum ersten Mal 2006 ausgestrahlte Film ist beispielhaft dafür, wie sich die ARD-Adaptionen der Romane von Donna Leon verändert haben. Drei Jahre zuvor hatte Erfolgsproduzent Nico Hofmann ("Dresden", "Die Sturmflut") die Produktion übernommen. Angesichts sinkender Quoten hat er den Adaptionen zu mehr Weiblichkeit verholfen: Die Geschichten blieben zwar Krimi, bekamen mit Hilfe von Musik, unterhaltenden Elementen und einer stärkeren Betonung der Frauenrollen aber weichere Züge.

"Endstation Venedig" ist der erste Film, der unter Hofmanns Aufsicht entstanden ist. Da die Regie aber nach wie vor Sigi Rothemund obliegt, hat sich am grundsätzlichen Stil nicht viel geändert: Uwe Kockisch schreitet gemessenen Schritts über Venedigs Plätze, und als Zwischenspiel dienen postkartenschöne Bilder der Lagune.

Immerhin gibt sich diesmal Heiner Lauterbach die Ehre einer Gastrolle. Er hat zwar nicht viel zu tun und entledigt sich seiner Aufgabe steinernen Blicks, macht damit aber viel Eindruck: Der Star spielt den skrupellosen Geschäftsmann Viscardis, der den Giftmüll einer amerikanischen Garnison irgendwo im Sumpf entsorgen lässt. Als ihm ein Gesundheitsinspektor der US-Armee auf die Schliche kommt, lässt er ihn erstechen, in einen Kanal werfen und die Tat als Raubmord kaschieren. Ausgerechnet das Tütchen Kokain, das die Polizei in den Taschen des Toten findet, macht Brunetti (Uwe Kockisch) jedoch misstrauisch. Als er in der Wohnung des Opfers einen ganzen Sack mit dem Rauschgift findet, das die Militärpolizisten angeblich übersehen haben, weiß er endgültig, dass die Sache stinkt. Weil sein Chef Patta (Michael Degen) aber enge Beziehungen zu Viscardis pflegt, wird der Commissario zurückgepfiffen.

Der Versuch, "Endstation Venedig" populärer zu gestalten, lässt sich am deutlichsten am ABC-Schema erkennen. A steht für wohldosierte Action: Andreas Guenther muss einen richtig fiesen Mörder spielen. B steht für Beziehungsanteile: Paola Brunetti (Julia Jäger) trifft sich auffallend oft mit einem amerikanischen Kollegen, was den geduldigen Commissario mehr ärgert, als er zugeben würde. Und C steht für Comedy: Mutter Brunetti (Christel Peters) hat zwei Dutzend Kartons mit rosa Regenschirmen geerbt, die nun die Wohnung der Brunettis verstopfen. Jetzt wartet Enkel Raffi (Patrick Diemling) auf Regen. Dummerweise entpuppen sich die Schirme als völlig unbrauchbar.

Im Anschluss zeigt das "Erste" den Film "Feine Freunde". Dies war 2003 zwar bereits der insgesamt sechste Krimi aus der ARD-Reihe mit Donna-Leon-Verfilmungen, aber erst der zweite mit Uwe Kockisch; auch die Umsetzung war damals noch deutlich düsterer als die späteren Produktionen. Viele Szenen spielen nachts oder im Zwielicht, auch Ausstattung und Kostüm arbeiten mit gedeckten Farben; selbst das Sonnenlicht wirkt kühl (die Dreharbeiten fanden im Winter statt). Auch in den Dialogen kommt die typische venezianische Morbidität zum Ausdruck, wenn Brunetti die Stadt beispielsweise als Potemkinsches Dorf bezeichnet, das hinter den Fassaden längst verrottet sei. Entsprechend freudlos ist die Botschaft der Geschichte, "Eine Hand wäscht die andere": Ein Mitarbeiter (Heinrich Schmieder) des Katasteramts eröffnet den schockierten Brunettis, dass für ihre Dachwohnung keine Baugenehmigung vorliege, weshalb sie womöglich abgerissen werden müsse. Kurz drauf stürzt der Mann von einem Gerüst. Da Brunetti weiß, dass der Beamte unter Höhenangst litt, glaubt er nicht an einen Unfall, und weil er trotz des Widerstands seines Chefs Patta (Michael Degen) nicht locker lässt, kommt er tatsächlich einer Korruption in großem Stil auf die Spur.