TV-Tipp: "Die Füchsin: Spur in die Vergangenheit" (ARD)

Foto: Getty Images/iStockphoto/vicnt
TV-Tipp: "Die Füchsin: Spur in die Vergangenheit" (ARD)
17.5., ARD, 20.15 Uhr: "Die Füchsin: Spur in die Vergangenheit"
In den ersten beiden Krimis mit Lina Wendel als ehemalige Stasi-Agentin hat Autor Ralf Kinder das Schicksal der wegen Landesverrats verurteilten Spionin, die nun in Düsseldorf als private Ermittlerin arbeitet, mit jeweils in sich abgeschlossenen Fällen verknüpft. Der dritte Film konzentriert sich ganz auf die Heldin, die ihren Job als "Offizierin in besonderem Einsatz" 1989 noch vor dem Mauerfall aus Gewissensgründen aufgegeben hat. Daraufhin hat die Stasi ihren Sohn entführt; kurz darauf ist der Junge angeblich in einem Kinderheim gestorben.

Nach der Ermordung ihres Ex-Manns entdeckt Anne Marie Fuchs allerdings Hinweise, dass er noch leben könnte. Zunächst glaubt sie, der zweite Sohn des Mordopfers, Markus (Martin Geisen), könne ihr Florian sein, doch ein DNS-Test schließt jede Verwandtschaft aus. Als ihr Partner Youssef (Karim Cherif) dafür sorgt, dass Markus das Duo engagiert, um herauszufinden, wer seinen Vater erschossen hat, scheint die Suche nach dem Mörder wie auch nach Florian ein und derselben Person zu gelten.

Die Geschichte enthält zwar einige Ungereimtheiten, aber auch großes Potenzial, zumal Fuchs drauf und dran ist, endlich die großen Rätsel ihrer Vergangenheit zu lösen; ganz zu schweigen von der Hoffnung, ihr Sohn könne noch am Leben sein. Gemeinsam mit Youssef reist sie nach Dessau, wo Florian im Kinderheim war. Dort ist er nach der "Wende" von einer Pflegefamilie adoptiert worden und dann offenbar in die Kriminalität abgerutscht. Leider gelingt es Regisseurin Sabine Derflinger nicht mal ansatzweise, Spannung aufkommen zu lassen; selbst die emotionalen Szenen wecken kaum Empathie. Dabei ist die Österreicherin für einen ORF-"Tatort" ("Angezählt", 2013) immerhin mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet worden. Mit "Borowski und das Meer" (2014) hat sie einen weiteren sehenswerten "Tatort" gedreht, von der bissigen ORF-Serie "Vorstadtweiber" ganz zu schweigen. Der dritte "Füchsin"-Film aber ist stellenweise schlicht langweilig, die Führung einiger künstlich aufgeregter Nebendarsteller wirkt anfängerhaft, und wenn überhaupt mal Spannung aufkommt, wie etwa beim Finale, liegt das vor allem an der elektronischen Thriller-Musik des Duos Dürbeck und Dohmen.

Darüber hinaus zeigt sich im Nachhinein, wie klug es war, dass die Drehbücher bislang aus zwei Ebenen bestanden; einige Szenen sehen aus, als habe Derflinger den Film etwas strecken müssen. Sehenswert ist nach wie vor immerhin das ungleiche Ermittlerduo, zumal sich Youssef von seiner Rolle als Mimose emanzipieren darf. Bislang war der Mann mit den arabischen Wurzeln dauernd darauf aus, seine Mitmenschen bei Vorurteilen zu ertappen, diesmal darf endlich auch mal Selbstironie zeigen. In der amüsantesten Szene besuchen Fuchs und ihr Partner Florians Mitbewohner Ömer. Um den Mann abzulenken, wettet Youssef mit ihm, er werde ihm den besten Kaffee kredenzen, den er je getrunken habe; Sahin Eryilmaz setzt mit seiner wuchtigen Präsenz, die er auf unnachahmliche Weise mit aggressiver Gelassenheit paart, die darstellerischen Glanzpunkte des Films. Schwerer wiegen jedoch die verschiedenen Details, die den Film auch inhaltlich unrund wirken lassen: Für Zuschauer, die erst später eingeschaltet haben, muss Youssefs Freundin (Jasmin Schwiers) die Handlung nach der Einführung noch mal zusammenfassen; Fuchs’ ehemaliger Führungsoffizier (Torsten Michaelis), die mysteriöse graue Eminenz aller drei Geschichten, versteckt brisante Unterlagen ausgerechnet dort, wo offenbar alle Stasi-Agenten ihre Geheimnisse verbergen; der ermittelnde Kommissar, Ralf Eisner (Robert Dölle), hält die Detektivin hartnäckig für die Mörderin ihres Ex-Manns, obwohl dessen Sohn ihre Unschuld bezeugt.

Davon abgesehen hat sich Eisners Rolle durchaus zum Positiven gewandelt: Bislang neigte der Kommissar dazu, der einstigen Spionin das Leben schwer zu machen, diesmal kooperiert er sogar mit ihr; und die gelegentliche Begriffsstutzigkeit, die weder zur Figur noch zum Darsteller passte, hat er auch abgelegt. Umso seltsamer, dass er extra von Düsseldorf nach Köln fährt, um die Detektivin daran zu erinnern, dass sie ihn auf dem Laufenden halten wollte. Andererseits trennt die beiden Städte in der Realität dieses Film nur ein Katzensprung: Als auch Youssef zum Finale in die Domstadt eilt, wo die Partnerin zwar endlich auf ihren Sohn (Florian Bartholomäi) trifft, gleichzeitig aber in Lebensgefahr schwebt, weil sie der Wahrheit zu nahe kommt, legt ein entsprechender Schnitt nahe, er müsse dafür eigentlich nur den Rhein überqueren. Apropos: Wenn man in Düsseldorf mit dem Auto unterwegs ist, scheinen alle Wege zwangsläufig über eine Rheinbrücke zu führen; ein weiteres Indiz für die filmische Einfallslosigkeit der Inszenierung.